Die evangelische Theologieprofessorin Isolde Karle von der Ruhr-Universität Bochum hat Reformbestrebungen in der evangelischen Kirche infrage gestellt. Diese seien geprägt von „protestantischer Dauer-Unruhe“, sagte Karle am Mittwoch auf dem hessischen Pfarrtag in Gießen.
Der derzeitige innerkirchliche „Alarmismus“ erstaune jedoch, schließlich habe es in der Geschichte schon viel größere Krisen gegeben.
Prof. Karle bezweifelte allerdings, daß derzeit ein günstiger Markt für Kirchen bestehe. In der Forschung sei umstritten, ob es tatsächlich einen „Religionsboom“ gebe oder ob nicht vielmehr die Verweltlichung weiter fortschreite. Zudem gehe es bei der angeblichen „Rückkehr der Religion“ eher um eine verschwommene Religiosität, die weitgehend ohne die Vorstellung eines persönlichen Gottes auskomme.
Die Theologin kritisierte, daß der christliche Glaube auch von kirchlicher Seite zu einer „Dienstleistung auf dem Markt“ degradiert werde. Doch für die meisten Gläubigen sei die Kirche keine Organisation wie jede andere; sie solle vielmehr eine Art „Kontrastprinzip“ zur Welt bilden und das „Außer-Alltägliche“ repräsentieren.
„Kirche ist für die Menschen die Kirche vor Ort“, sagte die Professorin. Für über siebzig Prozent der Gläubigen sei es wichtig, daß der Pfarrer ein Vorbild ist. Die Mitglieder nähmen ihre Kirche vor allem über den Pastor wahr, weshalb der Pfarrberuf gefördert werden müsse.
Quellen: www.jesus.de / epd