Von Prälat Prof. Dr. Georg May
Papst Franziskus hat unter dem Datum des 16. Juli 2021 ein Motu proprio mit dem Titel „Traditionis Custodes“ über den Gebrauch der Römischen Liturgie vor der Reform von 1970 erlassen.

Die „Littera Apostolica in forma Motu proprio data“ ist ein Gesetz des Papstes. Mit den Worten Motu proprio wird ausgesagt, daß es nicht auf Wunsch oder Auftrag erlassen worden ist, sondern auf eigenen Antrieb des Papstes.
Es trägt denn auch deutlich seine Handschrift. Es ist einigermaßen erstaunlich, vielleicht aber auch aussagekräftig, daß das Motu proprio nicht in lateinischer, sondern in italienischer Ursprache verfaßt worden ist.
Die bekannte Absage des Papstes an die lateinische Liturgiesprache setzt sich hier fort in die Gesetzessprache. In lateinischer Sprache ist nur die Überschrift des Motu proprio gehalten: „Traditionis Custodes“ = Die Wächter der Überlieferung.

Die Überschrift des Motu proprio gibt den Zweck dieses Gesetzes dahingehend an, daß es den Gebrauch der Römischen Liturgie, die der Reform von 1970 vorherging, regeln will.
Eine Einschränkung auf bestimmte Bereiche dieser Liturgie wird an dieser Stelle nicht gemacht. Ähnlich spricht Art. 1 des Motu proprio von den (allen) liturgischen Büchern, die von den Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. veröffentlicht worden sind.
Im folgenden Text des Motu prorio ist aber lediglich von dem Meßbuch die Rede. Die übrigen Bücher wie die betr. der Sakramente und das Brevier werden nicht erwähnt.
Das Motu proprio „Traditionis Custodes“ wird begleitet von einem sechsseitigen Schreiben des Papstes an die Bischöfe der gesamten Kirche, in dem er die Motive zu erläutern unternimmt, die ihn bestimmt haben, diese Entscheidung zu treffen.
BILD: Überlieferte Messe in St. Aegidii, einer Innenstadt-Kirche von Münster (im Nazarener-Stil ausgestattet)
Er geht aus von der Befugnis, die in dem Indult der Kongregation für den Gottesdienst „Quattuor abhinc annos“ vom 3. Oktober 1984 (AAS 76, 1984, 1088-1089) gewährt und von Papst Johannes Paul II. in dem Motu proprio „Ecclesia Dei“ vom 2. Juli 1988 (AAS 80, 1998, 1495-1498) bestätigt worden ist.
Sie sei vor allem veranlaßt worden durch den Willen, die Aufhebung der Spaltung (scisma) mit der Bewegung des Erzbischofs Lefebvre zu begünstigen.

Diese Befugnis sei jedoch von vielen Kirchengliedern als die Möglichkeit verstanden worden, das Missale Romanum des heiligen Papstes Pius‘ V. frei zu benutzen und einen gleichlaufenden (parallelen) Gebrauch mit dem Missale Romanum Pauls VI. zu begründen.
Die große Zustimmung zu der so verstandenen Freiheit habe Papst Benedikt XVI. veranlaßt, eine klare rechtliche Regelung zu treffen, indem er das Meßbuch Pius‘ V. als außerordentlichen Ausdruck ein und derselben Lex orandi erklärte und eine reichere Möglichkeit des Gebrauchs des Missale von 1962 gewährte.
Gleichzeitig habe er anerkannt, daß das Missale Pauls VI. der ordentliche Ausdruck der Lex orandi der katholischen Kirche des lateinischen Ritus sei.
Die Furcht vor Spaltungen in der Pfarrgemeinschaft habe er als unbegründet erklärt, denn die beiden Formen des römischen Ritus könnten sich gegenseitig bereichern.
Quelle und Fortsetzung des Beitrags des katholischen Kirchenrechts-Experten Dr. Georg May (der am 14. September 95 Jahre alt wird) hier: https://www.glaubenswahrheit.org/traditionis_custodes/
13 Antworten
Über sprachliche Formulierungen kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber inhaltlich hat Onkel Guido einfach recht. Der Jurisdiktionsprimat war der Triumph der Ultramontanisten und Neuscholastiker über die anderen Theologen und Bischöfe und nun haben sie den Salat. Diese meine Formulierung wird auch nicht gefallen, aber das ändert nichts an der gegenwärtigen Lage. Ansonsten Oktober abwarten.
Guten Tag,
genau das schrieb ich ja: „Ultramontanisten“ – nur kann man Konservative damit nicht in einem Topf verrühren, selbst im traditionellen Lager sind diese „Ultras“ und Primats-Fixierten nur eine Teilgruppe.
Sodann erwähnte ich die Papalisten, die nochmal ein Sonderfall sind und quer durch diverse Lager verlaufen.
Da ich weder dem Ultramontanismus noch dem Papalismus jemals frönte, was in meinen Veröffentlichungen von über vierzig Jahren auch erkennbar ist, betrifft mich der „Salat“ nicht bzw. ich fühle mich hier nicht angesprochen – und mit mir viele andere theologisch Konservative, die ich kenne.
Anders sieht es mit den Ultramontanen aus, weshalb ja der radikale Teil davon sedisvakantistisch wurde.
Freundlichen Gruß
Felizitas Küble
In der Zusammenfassung des Kommentars stehen unter anderem folgende erwägenswerte Kernsätze:
„Kirchliche Gesetze müssen dem Gemeinwohl der Kirche dienen. Wenn sie diesem schaden, sind sie unwirksam. Die Vorgänger des gegenwärtigen Papstes waren fest davon überzeugt, daß die Erweiterung bzw. die Freigabe der Feier der tridentinischen Messe dem geistlichen Wohl der Gesamtkirche und darin eines besonders wertvollen Teils des Gottesvolkes zugute kommen. Es ist eine offenkundige Tatsache, daß die Freunde der alten heiligen Messe ganz überwiegend überdurchschnittliche katholische Christen sind, die ihre Kirche mit Wort und Tat lieben, erhalten und verteidigen. Das Motu proprio mit seinen Unterstellungen und Einschränkungen tritt der Gesinnung und der Überzeugung eines beträchtlichen Teiles des Klerus und des gläubigen Volkes zu nahe und beeinträchtigt seine Übung des Gottesdienstes und der Frömmigkeit. Es ist daher zu fragen, ob der Papst nicht damit seine Autorität überzogen hat.“
seit 1870 gibt es kein Überziehen der päpstlichen Autorität mehr, nicht durch das Dogma der Unfehlbarkeit, sondern durch den Jurisdiktionsprimat, es gibt hier auf Erden keine Autorität, die den Papst verbindlich korrigieren könnte
Unterhaltsam ist, dass das was die Konservativen mit Zähnen und Klauen verteidigt haben, die absolute päpstliche Autorität sich jetzt mit einer Härte und Konsequenz gegen sie selber richtet wie das seit dem Tod Pius IX nicht mehr der Fall war
Guten Tag,
nicht zum ersten Mal finden Sie ernste Themen „unterhaltsam“ und kommen sich mit ironischen Kommentaren wohl besonders gewitzt vor.
Lassen Sie sich gesagt sein:
Ihr Seitenhieb gilt nur für Papalisten und Ultramontane oder gar Sedisvakantisten, nicht jedoch für die normalen „Konservativen“, denen man keineswegs pauschal unterstellen kannn, den päpstlichen Primat „mit Zähnen und Klauen“ zu verteidigen.
Der konservative Kardinal Müller hat das in seinen Äußerungen über das Papstamt auch nicht getan.
Übrigens hat das Dogma von der päpstl. Unfehlbarkeit eben dieselbe gerade eingegrenzt, nämlich verdeutlicht, daß eben nicht jede päpstliche Amtshandlung unfehlbar ist, was ja zuvor einige Ultramontane vertreten hatten und heute noch in einigen Sedikreisen geglaubt wird.
Ich weiß das sehr genau, da ich mit diesen Leuten schon ausführlich debattierte.
Freundlichen Gruß
Felizitas Küble
lesen Sie bitte genau, was ich geschrieben habe, es geht um den Jurisdiktionsprimat, nicht um das Dogma der Unfehlbarkeit
was bitte sind Ihrer Meinung nach „normale Konservative“
Guten Tag,
der Unterschied ist mir auch klar, weshalb ich die Sedisvakantisten erwähnte, die ständig auf einer Fixierung des Jurisdiktationsprimates herumreiten und zudem schon in meiner Einleitung ausdrücklich vom „Primat“ schrieb.
Sie müssen mir bittschön erlauben, das Thema etwas zu erweitern, weshalb ich „übrigens“ schrieb, also erkennbar einen weiteren Aspekt erwähnte.
Ich betreibe hier mit Ihnen keinen Endlos-Zirkus, was „normale Konservative“ sind – jedenfalls keine Traditionalisten und Sedis oder Ultramontane, das schrieb ich a u s d r ü c k l i c h . Den Rest denken Sie sich doch mal selber.
Die „Debatten“ mit Ihnen drehen sich seit Monaten ständig zermürbend und weitgehend fruchtlos und witzlos im Kreise.
Freundliche Grüße
Felizitas Küble
nein was sind denn „normale Konservative“, ich kann mir darunter nichts vorstellen den was Sie hier ausschließen, umfasst alle Konservativen, die ich kenne, im katholischen Bereich, was also ist ein normal Konservativer nach Ihrer Definition?
Guten Tag,
es kommt nicht darauf an, wen Sie kennen bzw. in welche Kiste Sie diese Leute einsortieren. Es ist doch wohl klar, daß „konservativ“, „traditionell“ oder gar „ultramontan“ ein jeweils verschiedenes Spektrum umfassen, ganz zu schweigen von der sedisvakanten Hardcore-Variante.
Die Traditionellen sind in der Regel für die alte Messe, die Konservativen durchaus nicht so ohne weiteres (tolerieren sie aber bzw. sind nicht dagegen). Konservative vertreten treu die Lehre der Kirche, ohne ins Nostalgische oder gar Reaktionäre abzudriften.
Konservativ ist eine Geisteshaltung, die sich an den ewig gültigen Werten der Gottesgebote und der Menschenwürde orientiert, die im Wandel der Zeiten unwandelbar sind, das gilt auch für die Schöpfungsordnung (Ehe, Familie, Mann und Frau etc).
Sodann gilt der bewährte Spruch: Konservative wollen keine Asche bewahren, sondern die Flamme am Leuchten erhalten.
Weiter drehe ich mich jetzt nicht mehr im Kreise.
Freundlichen Gruß
Felizitas Küble
jetzt verstehe ich wen Sie meinen die sich in der Moralismus Blase von Johannes Paul II.eingerichtet haben und die denken die Moraltheologie ist das Um und Auf und immer um das 6 Gebot kreisen aber doch gern selber entscheiden, wann Sie dem Papst folgen
von dieser armen Spezies ist in 10 Jahren keine Spur mehr zu sehen
Guten Tag,
zu denen gehöre ich gerade nicht, das sind die moralistischen NEO-Konservativen bzw. Papalisten, oft mit charismatischem Einschlag (wie etwa Kathnet).
Deren einseitige Fixierung auf das 6. Gebot müssen Sie mir nicht erklären, das habe ich nie mitgemacht.
Im Unterschied zu denen steht bei mir die Dogmatik und die Heilige Schrift im Vordergrund, wobei ich moraltheologisch auch konservativ bin, aber es ist dies nicht das Fundament, sondern eine sich aus dem Glauben ergebende Frucht.
Freundlichen Gruß
Felizitas Küble
Bei mir ist gerade sehr viel los, entschuldigen Sie!
jetzt habe ich verstanden
Sie haben Ihre Eigendefinition vor Augen alles klar nur dann passt der Ausdruck „die Konservativen“ nicht oder kennen Sie Gruppen, die der Definition entsprechen die Sie jetzt so klar gegeben haben?
Guten Tag,
Sie haben doch damit begonnen, pauschal von den „Konservativen“ zu schreiben und sie mit anderen Richtungen wie den Tradis oder gar Ultramontanen in einen Topf zu werfen. Daß es im konservativen Lager verschiedene „Flügel“ gibt (neben moralistischen Neos oder Charismatikern auch eher dogmatisch Orientierte) habe ich doch gerade vorhin differenziert. Nicht jeder Konservative ist ein Papalist, aber ein Teil von ihnen sehr wohl.
Natürlich gibt es Gruppen, die so oder ähnlich drauf sind wie ich, z. B. „Die neue Ordnung“ von Prof. Ockenfels oder das „Theologische“ von Prof. Hauke oder weitgehend auch der „Fels“ von Prof. Gindert. Schauen Sie sich doch selber um.
Ende der Fahnenstange und freundlichen Gruß
Felizitas Küble