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Unsere BASIS: Gebote und Offenbarung, Moses und Propheten, Bibel und Tradition

Gottes Offenbarung benötigt keine Erscheinungen

Im heutigen Sonntagsevangelium (Lk 16,19 ff) wurde das bekannte Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Prasser vorgelesen. Meist geht es dann in der Predigt des Pfarrers um die angesagte Solidarität mit den Armen und Hilflosen sowie um Kritik am Reichtum und mangelnder Nächstenliebe.
Alles schön und gut, aber zugleich auch etwas oberflächlich, denn diese Botschaft Gottes enthält weitere Gesichtspunkte, die oft zu wenig beleuchtet werden, die aber äußerst aktuell und wegweisend sind: P1020947
1. Der reiche Prasser, der sich in der Hölle befindet, kommt jetzt auf die Idee, daß der arme Lazarus, den er verachtet hatte, doch noch zu etwas nütze sein könnte, nämlich damit dieser seine fünf Brüder warnt. Der Genußmensch war es stets gewohnt, daß er bedient wurde und einen „Sonderservice“ erhielt – und er meint, das gelte auch jetzt für seinen dringlichen Wunsch, nämlich eine Erscheinung des verstorbenen Lazarus bei seinen vermutlich ebenfalls in Saus und Braus dahinlebenden Brüdern.
Allerdings hat dieser reiche Mann im Grunde noch immer nicht viel gelernt, denn er will seine Brüder offenbar nur deshalb aufrütteln, damit sie – wie es heißt – „nicht auch an diesen Ort der Qual kommen“. Es geht ihm also nicht so sehr um die Umkehr als solche, um die Liebe zu Gott und dem Nächsten, sondern allein  –  oder jedenfalls in erster Linie  –  um das bloße Vermeiden der ewigen Höllenstrafe.

„Sie haben Moses und die Propheten: darauf sollen sie hören!“

2. Abraham lehnt die Bitte des Reichen ab, aber nicht nur, weil dieser den Schwerpunkt falsch setzt, sondern weil Abraham sagt: Die Brüder sollen wie alle anderen Menschen auch gefälligst auf Moses und die Propheten hören. Es gibt für sie keine übernatürliche „Extrawurst“, denn jeder kann Gottes Wort und Willen wahrnehmen, wenn er wirklich will: Nämlich seine Gebote (Moses) und seine Botschaft (Propheten).
Moses hat das Gesetz Gottes verkündet, die Propheten haben Gottes Willen in die jeweilige Zeit hineingesprochen, haben vor Abwegen gewarnt und zum festen Glauben und zu guten Werken aufgefordert.2732900420_68d28f8a20 Die Haupt-Aufgabe der alttestamentlichen Propheten bestand also nicht etwa in der Zukunfts-Voraussage, sondern in der aufrüttelnden Verkündigung, in der Verdeutlichung des göttlichen Willens mit Hinweis auf Gebote und Wegweisungen des Ewigen!

Die Situation ist heute nicht wesentlich anders:

Auch uns liegt die göttliche Offenbarung bereits vor: durch die Heilige Schrift und die apostolische Tradition (mündl. Überlieferung der Apostel). Diese Botschaft Gottes, welche uns das kirchliche Lehramt vorlegt und auslegt, ist inhaltlich völlig ausreichend für unser Heil. Auch wir benötigen keine Erscheinungen, keine Visionen, Schauwunder oder weitere Sonderveranstaltungen des Himmels.

Angesichts von Wundersucht, religiöser Sensationsmacherei, Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen, Erscheinungsfixiertheit und Schwärmereien aller Art ist dieses Gleichnis Christi heute aktueller als je!
Eben deshalb lehrt die katholische Kirche seit jeher, daß die göttliche Offenbarung mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen ist. Dies gibt uns auch der Hebräerbrief im NT zu verstehen, wenn es dort heißt, daß Gott zuerst durch die Propheten zu den Menschen sprach, zuletzt aber durch seinen Sohn  –  denn Christus ist die Vollendung der Offenbarung Gottes, die in IHM vollständig enthalten ist.

Deshalb sind Privatoffenbarungen bzw. Visionen und Erscheinungen  – und zwar auch solche, die von der Kirche approbiert (genehmigt, gebilligt) wurden  –  für die Gläubigen nicht verbindlich, denn sie gehören nicht zum amtlichen Glaubensgut (depositum fidei) der Kirche.
Die überlieferte Glaubenslehre beruht vielmehr auf den beiden Säulen „Bibel und Tradition“, wobei das Traditions-Prinzip  h i e r  nicht im volkstümlichen Sinne von Brauchtum und frommer Folklore zu verstehen ist, sondern sich  – wie erwähnt – auf die apostolische Überlieferung (mündliche Lehre Christi und der Apostel) bezieht.

HIER zahlreiche ergänzende Artikel zum gleichen Grundsatz-Thema: https://charismatismus.wordpress.com/category/privat-offenbarung-stellenwert/
 

Kommentare

25 Antworten

  1. Nur Jesus ist der Herr, 6. Oktober,
    anstatt nur über das Leid der armen Flüchtlinge zu barmen, sofern sie nicht aus Kriegsgebieten wie Syrien stammen, sollte man auch einmal die Augen öffnen und das viele Leid, was durch Migrantenkriminalität verursacht wird, Vergewaltigung von Frauen und Kindern, von Raubzügen ganz zu schweigen, wo die Opfer auf dem Schaden sitzen bleiben, auch Mitgefühl und Barmherzigkeit haben, aber die Bevölkerung mit hohem Migrationshintergrund sind ja schon langsam Bürger zweiter Klasse, nur zahlen dürfen sie.
    Was ist mit den vielen zwangsadoptierten Kindern einer sozialistischen Diktatur, was ist mit den vielen missbrauchten Kindern auch vom Klerus beider Seiten, was ist mit den Euthanasie-Kindern von Waldheim und so weiter, die für medizinische Zwecke missbraucht wurden, was ist mit den Opfern des stalinistischen Systems, was ist mit den Soldaten der NVA, die ihren Einsatz nicht überlebt haben, weil sie den blinden Gehorsam verweigerten, was ist mit so vielen Opfern mitten in Deutschland, haben sie kein Anspruch auf Mitgefühl?
    Klar doch, sie sind keine Flüchtlinge, keine Straftäter mit schwerer Kindheit und stammen auch nicht aus dem Ausland. Natürlich wenn ich Syrien sehe, das sind traumatisierte Kinder, die Sexsklavinnen aus Osteuropa, die aber ebenfalls von unseren Flüchtlingsneurotikern ignoriert werden, und starke kräftige Kerle, die Grenzbeamte niederknüppeln, unverschämt fordern, sollen traumatisiert sein, nur weil ihnen der Status Flüchtlinge (obwohl das zu prüfen wäre) zuerkannt wurde. Die Kirche im Dorf täte es auch.

  2. Barmherzige Samariter:
    Der barmherzige Samariter hat den geretteten Juden nicht in sein Haus aufgenommen, sondern nur für seine Unterbringung und Wiederherstellung gesorgt. Dafür hat er einen Teil seines Vermögens verwendet
    Wer fordert, dass Menschen Flüchtlinge in ihre Wohnung aufnehmen sollen?
    Haben Sie mal in der Bibel nachgelesen, wie oft Jesus Hilfe für arme und notleidende Menschen einfordert?
    Die Strafe für die Egozentrik des reichen Prassers ist brutal, Kein Mensch sollte das Gleichnis auf die leichte Schulter nehmen!

    1. Guten Tag,
      natürlich sind bereits sozial schwachen Deutschen die Wohnungen gekündigt worden, weil Platz für „Flüchtlinge“ benötigt wurde, die größtenteils keine sind, sondern illegale Einwanderer. Vor allem Leute aus dem Balkan und Nordafrika stammen aus sicheren Herkunftsländern, folglich sind sie weder verfolgt noch vom Krieg bedroht, daher auch keine Flüchtlinge oder Schutzsuchende.
      Natürlich bezieht sich mein Hinweis, daß der Samariter nur vorübergehend geholfen hat (solange die Not anhielt) darauf, daß wir Ankömmlinge nicht dauerhaft aufnehmen können, was aber vielfach gefordert wird – einmal abgesehen davon, daß die Terroristen und Kriminellen unter ihnen bestimmt nicht notleidend sind, sondern genau dem Räuber im biblischen Gleichnis entsprechen, nicht etwa dem Opfer.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Man kann die Situation vieler Flüchtlinge auch so beschreiben:
        Flüchtlinge sind im Regelfall arm und oftmals von Hunger oder Krieg gezeichnet.
        Auch wenn die von Ihnen erwähnten Ausnahmefälle zweifelsfrei existieren, haben die Flüchtlinge zumindest in einer Vielzahl Leid erfahren.
        Bürgerkriege werden in vielen Regionen Afrikas ausgetragen. Menschen werden aus ihrer Heimat vertrieben. Schauen Sie sich die Bilder aus Homs oder Aleppo an.
        Die Bevölkerungszahlen auf der Erde steigen nicht linear, sondern degressiv an. Der Lebensraum wird knapp. Wüste und Steppe breiten sich aus. Immer mehr Menschen verhungern bzw. sind vom Hunger in ihrer Existenz bedroht.
        Jesus spricht immer ganz allgemein von der Unterstützung armer Menschen. Also von jedem armen Menschen, der gerade da ist.
        Es ist gut, dass die Kirche das Wort Gottes verkündet und die Politik der Parteien an den Worten Jesu misst. Spendenaufrufe für Misereor, Brot für die Welt oder Adveniat reichen leider nicht aus, um das Elend oder den Hunger dieser Welt zu beseitigen. Da muss von den Kirchen mehr kommen. Unsere Kardinäle haben das erkannt, indem sie mehr Solidarität mit armen Menschen bzw. Flüchtlingen bei den Kirchenbesuchern einfordern.
        Gott wird das Verhalten der Menschen an seinen Worten messen. Sonst hätte Jesus seine Zuhörer mit dem Gleichnis vom reichen Prasser nicht gewarnt. Alle Worte Jesu haben ihren Sinn und Zweck!

    2. Der reiche Prasser, soso. Der normale Bürger muss um seine Existenz kämpfen, während unsere biblischen Gelehrten wie Bedford-Strohm und Käsmann ihre Geistesblitze ganz gut honorieren lassen und mit allem Ernst die Bürger unterhalb von 1000 Euro Existenzminimum noch zu großzügigen Spenden und Toleranzbesoffenheit ermuntern wollen? Ihren Heiligenschein sollen gefälligst andere aufpolieren. Tetzel lässt grüßen. Ist ja schön, so ein Bad in der Menge afrikanischer Länder, aber dass sie selbst geizig sind und andere die Zeche bezahlen lassen, versteht sich.

  3. Nur Jesus ist der Herr
    in der Bibel ist auch ein Hinweis zum Turmbau von Babylon und wie die Menschen in ihrem Größenwahn mächtiger, pazifistischer und in Gutmenschlichkeit, Jesus zu übertreffen, zur Strafe alle herunterfielen. Keiner verstand die Sprache des Anderen, aber dennoch wurde der Turm gebaut…..
    Nun ist es nicht unbekannt, dass Christentum und Judentum durch Humanisten eine Aufklärung erfahren haben, die Mehrheit der Muslime nicht. Durch Mohammeds Missbrauch des Begriffes Ungläubige, um alle unter sein Glaubensdiktat zu unterwerfen, haben wir in islamischen Ländern eine tobende und grassierende Christenverfolgung, und sind kurz davor, unsere christliche Herde zur Schlachtbank zu führen.
    Ja, ich habe früher auch geglaubt, die 3 Weltreligionen müssten sich vertragen, aber die Praxis zeigt ein anderes Bild, und dass der Koran nach Mohammed die Kreuzigung Jesu leugnet (was aber eindeutig feststeht) , erniedrigt Jesus und er wird von Mohammed missbraucht. Das sind praktische Erkenntnisse von Muslimen aufgeklärter Natur, verfolgten Christen im Irak, Atheisten, Juden und Kennern in der Journalistenbranche, die diese Länder bereist haben.
    Natürlich muss das große Ziel sein, für die Aufklärung im Islam zu sorgen, keine Frage, aber das bedarf auch Kapazitäten und die sind in Deutschland um das Vielfache gesprengt worden. Ich war selbst Idealistin, aber inzwischen bin ich mehr durch Praxis und Lebenserfahrung zum Realisten geworden.
    Haben sich unsere Gutmenschen schon mal gefragt, wie das bitte gehen soll, wenn die eigene Bevölkerung mit hohem Migrationshintergrund ohne Sonderbonus nicht für die hofierten Gäste in Vorstadtslums landen sollen? Warum werden die Trittbrettfahrer unter den Flüchtlingen von jeglicher Verantwortung für sich selbst und die Gesellschaft und Heimatländer entbunden?
    Nein, man begünstigt noch die Integrationsverweigerung und damit leben sie auf den Knochen derer, die dieses Land nach dem zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut haben, ohne dankbar zu sein. Mal sehen, wenn die Sozialkassen geplündert sind, mit welcher Dankbarkeit sie Verteilungskämpfe führen oder unserem Land den Rücken kehren und die Gastgeber in ihrem Land verelendet zurücklassen.
    Was die Menschen mit Recht einfordern, ist eine Asylpolitik der Vernunft, die keine Kapazitäten sprengt, keinen Bürger- oder Religionskrieg entfacht und von einer Asylpolitik der Vernunft kann man in Deutschland nun wirklich nicht sprechen, wohl eher von einer mörderischen Willkommenskultur.

  4. Was ist an dem christlichen Gebot der Nächstenliebe und der Solidarität mit armen und notleidenden Menschen oberflächlich?
    Jesus greift diese Themen immer wieder auf, u.a. in der Bergpredigt, in der Empfehlung für den reichen Jüngling oder dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
    Warum erfährt der reiche Prasser nach seinem Tod unüberbrückbare Gottesferne. Das Gleichnis verstehe ich als Warnung an Menschen, welche das Elend notleidender Menschen nicht berührt.
    An den Worten Jesu gibt es nichts abzuschwächen. Alle Worte Jesu haben ihren besonderen Sinn und Zweck.
    Deshalb muss die Kirche die Not der Flüchtlinge immer im Blick haben und sich mit diesen solidarisieren. Denn die Kirche kann sich nicht gegen die Worte Jesu stellen.

    1. Die Betonung liegt auf dem Wort Flüchtlinge, also Menschen, die an Leib und Leben bedroht sind, und nicht auf dem ideologisch missbrauchten Begriff „Flüchtlinge“, wo sich Eroberer und Plünderer auf den Weg in das Gastland machen!
      In den Meldungen kam, dass der Zoll ein verdächtiges Fahrzeug abfing mit Bombenbastelmaterial, Narkosemittel mit 3 Afrikanern und einem polnischen Fahrer, sollen wir die gemäß Willkommensdiktatur auch mit Fähnchen begrüßen, nur weil sie uns „Ungläubigen nach Mohammeds Sinne an das Leder wollen?
      Man kann Flüchtlingen, sofern sie welche sind, nur mit Vernunft helfen und nicht durch Chaos, wo durch Trittbrettfahrern von Flüchtlingen zweifelhafter Natur unsere Bevölkerung mit hohem Migrationshintergrund und andere wirkliche Flüchtlinge bedroht werden. Diese Herrschaften gehören sofort abgeschoben, zumindest in ein Land zurückgeführt, wo sie ihre kulturellen Wurzeln pflegen können, die unsere zu zerstören ersuchen. In der Bibel ist auch keine Aufforderung enthalten, dass wir unseren christlichen Glauben unsere historisch christlichen Wurzeln leugnen sollen und für die Gäste mit gegensätzlichem Glaubensbild den Bau von Moscheen fördern sollen, immerhin 90 davon stehen unter Beobachtung, weil radikale Muslime immer noch auch Gastländer unterwerfen wollen. Übergriffe in Asylheimen, Schlägereien, Widerstand gegen Helfer usw., Alltag in Deutschland und da muss eine klare Sprache zum Schutz der Schutzbedürftigen gesprochen werden.
      So undankbar benehmen sich keine Flüchtlinge, die unter dieser Tarnkappe eingereist sind! Es ist nirgends in der Bibel eine Stelle, dass nun alle Flüchtlinge berechtigt sind, nur ein einziges Land, Länder mit hohem Dussligkeitsfaktor und Sozialstandard für eigene materielle Vorteile aufsuchen zu sollen, sondern dass sie Schutz suchen sollen, und in Afrika gibt es genug Nachbarländer, wo dies möglich ist. Wie ist es denn mit unserer auch Schutzbedürftigen eigenen Bevölkerung, mit den Kindern und Frauen, die dank Kulturbereicherer vergewaltigt werden, sind sie, weil sie Teil unserer Bevölkerung sind, nicht schutzbedürftig? Jesus sprach auch Liebe Deinen Nächsten, aber stattdessen huldigt man den Fremden, die unkontrolliert in das Land strömen und vergisst die Nächsten, weil sie nicht exotisch und aufregend sind.

      1. @Dornröschen
        Es geht hier nicht um einen ideologisch missbrauchten Begriff, sondern um Menschen in Not vor Krieg und Hunger.
        Das Gebot der Nächstenliebe gilt für alle Menschen, also auch für Flüchtlinge.
        In dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter macht Jesus deutlich, wer der Nächste ist. Die Samariter wurden von den Juden als Feinde angesehen und zutiefst verachtet. Und trotzdem hilft im Gleichnis der barmherzige Samariter dem notleidenden Juden.
        Die christliche Botschaft ist eine Herausforderung.

        1. Guten Tag,
          die Samariter wurden von Juden nicht als „Feinde“ angesehen, sondern als Halbgläubige, nicht rechtgläubige Juden. Die Samariter waren ein Mischvolk aus Juden und heidnischen Assyrern, nachdem das israelitische Nordreich nach Assyrien verschleppt worden war.
          Im übrigen hat der barmherzige Samariter jenen Mann, der unter die Räuber fiel, aus der Not gerettet, aber nicht in sein Haus aufgenommen, also „nur“ situationsbedingt und zeitlich begrenzt geholfen.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

  5. Da sehe ich allerdings einige Probleme:
    Was ist denn diese „mündliche Tradition“?
    Bei aller berechtigten Kritik am katholischen Drang, sich allerlei Aberglauben zu ergeben, sehe ich das Problem des Fehlglaubens damit nicht abgehakt, wenn man die Wundersucht und Erscheinungsfixiertheit kritisiert.
    Wenn man den Piusbrüdern glauben wollte, wären Sachen angeblich „Tradition“, die eben genauso auf Brauchtum, ja sogar auf kirchlichen Exzessen und Widersprüchen beruhen, die sich längst selbst entlarvt haben sollten. Aber wer kann denn sagen, was wirklich als mündliche Tradition auf die Apostel zurückgeht und was nicht? Da sucht sich auch jeder seinen Spleen heraus und erfindet noch gerne dies oder das dazu. Nicht zuletzt geht die Kirche daran gerade zugrunde, dass man im scheinbar „nüchternen“ Bereich Dinge zur „Tradition“ erklärt, deren Traditionalität mehr als fragwürdig erscheint.
    Dabei ist m.E. das größte Problem die Tatsache, dass mit der konstantinischen Wende die christliche Daseinsform des Kreuzweges förmlich umgestützt wurde und zu einer Sieger-Religion wurde. Und nicht lange danach kam dafür die Quittung: der Islam, die noch bessere Siegerreligion. Diese Geißel ist – das denke ich oft – Gottes Antwort auf unseren schon sehr alten Verrat am Kreuz.
    Vieles, was zur angeblichen Überlieferung der Apostel gehört, ist schlicht und einfach „konstantinische Tradition“. Und das stürzt uns im Grunde von Anfang an in eine große Glaubensverwirrung.
    Wenn Jesus sagte, wir seien nicht größer als unser Herr, und er habe hier keinen Platz, an den er sein Haupt legen könne, dann muss man sich fragen, woher wir den Anspruch auf politische und religiöse Weltherrschaft nehmen konnten, aus der wiederum so vieles an „Tradition“ floss.
    Unsere derzeitige Krise ist im Grunde nichts anderes als das allseitige (!) Problem des Synkretismus der katholischen Religion mit Dingen, die „von dieser Welt“ sind und den Glauben fast vollkommen erstickt haben. Es ist für jeden Gläubigen Schwerstarbeit, das wirkliche „depositum“ überhaupt noch zu finden.
    Und sehr viele Katholiken wissen gar nicht, was ein Katholik glaubt. Für sie ist ihr Katholizismus Lifestyle mit kitschigen Schleiermadonnen und Idolbildchen, Kollektivneurosen und einem unverhohlenen Machtanspruch in dieser Welt. Da wäre also sehr viel zu benennen und geradezurücken – die Wundersucht ist nur Symptom.

    1. Guten Tag,
      Ihrer Problemanzeige stimme ich größtenteils zu, doch angesichts dessen, daß in meinem Artikel ein bestimmter Evangeliumstext – nämlich jener von der gestrigen Sonntagslesung – angesprochen wird, in welchem es um den Wunsch des Prassers nach einer Erscheinung für seine fünf Brüder geht, steht hier nun einmal das Thema Wundersucht und Erscheinungsfixiertheit im Fokus.
      Natürlich gehört zur „apostolischen Tradition“ nicht alles Mögliche (und Unmögliche), was manche Richtungen – seien es nun Traditionalisten oder Progressisten – gerne als solche vereinnahmen möchten. Das Credo als Taufbekenntnis geht in seiner Grundform zB. auf die Apostellehre zurück. Ich erinnere auch an die Clemens-Ermahnungen an die Korinther (Papst Clemens schrieb der Gemeinde als Nach-Nachfolger des Apostels Petrus). Natürlich ist nicht rundweg jedes christliche Schriftstück aus dem 1. Jahrhundert „apostolische Tradition“. Aber wenn frühchristliche Konzilien sich bei einer Lehre oder Regelung zB. ausdrücklich auf eine solche berufen, wird man dies ernst nehmen können.
      Die Konstantinische Wende trägt ein Janusgesicht. Einerseits beendete sie endlich die Christenverfolgung und schenkte der Kirche äußeren Frieden, aber zugleich verstärkten sich damit andere Versuchungen und Gefährdungen zumal machtpolitischer Art, keine Frage. Freilich wird man nüchtern sehen müssen, daß es schon in den drei ersten Jahrhunderten – also noch während der Verfolgungsphasen – bereits viele Bedrohungen von innen gab, z.B. durch die Gnosis, manichäische Tendenzen, das Schwärmertum (es fing schon in Korinth unter Paulus an, verstärkte sich bei den Montanisten des 2. Jahrhunderts), das überzogene Asketentum samt den damit verbundenen rigoristischen Sekten, die christologischen Streitigkeiten usw….
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. … ja schwierig… die Klemensbriefe wurden allerdings ausdrücklich aus dem Kanon ausgeschlossen…
        Hier fangen die Probleme ja schon an: Klar bezieht man sich dann wieder zurück, wenn es um die oder die neue Fragestellung geht. Einfach deshalb, weil die Schrift allein nicht genügt, um eine Frage präzise zu beantworten, man braucht andere Quellen. Man findet etwas in frühchristlichen Schriften, die man aber im 4. Jh eben gerade nicht kanonisch anerkennen wollte… und daran merkt man ja schon die Verwirrung und Widersprüchlichkeit. Erst rückt man die Klemenstradition ins Abseits als „nicht verbindlich“, und wenn man es braucht, ist sie dann doch verbindlich?
        Auch ist die Entwicklung des Papstdogmas von der Problematik gezeichnet gewesen (und tut dies noch!), dass es in dieser Zuspitzung der Schrift sogar entgegensteht. Das war ja das große Problem der – für den an sich immer tradierten Anspruch der „Einmütigkeit“ viel zu großen Anteil (!) – Bischöfe, die dieses Dogma nicht mitabstimmen wollten und schließlich auszogen oder erst gar nicht zum Konzil reisten (wie Newman). Im Grunde trägt bereits das Vaticanum I versteckte schismatische Züge.
        Was tat man: Man bezog sich auf irgendwelche Entwicklungen, rein empirische Entwicklungen und Auffassungen, die später hinzugekommen waren. Und diese Entwicklungen ergaben sich nicht logisch aus dem apostolisch Überlieferten wie etwa bei den Mariendogmen, die inhaltlich ja nicht – jedenfalls nicht so massiv – bezweifelt wurden, eher für nebensächlich gehalten wurden von manchen.
        Im Grunde muss man heute immer noch über Döllingers Kritik an der Entwicklung des 19. Jh nachdenken, denn was er anmahnt, ist schwerlich von der Hand zu weisen: In der Schrift und bei den frühen Vätern findet man diesen Papalismus nicht und erst recht nicht in den ersten 1000 Jahren der Kirche. Und schon gar nicht im Sinne eines universalen „Weltherrschers“. Immerhin hat die dreistufige Tiara der umstrittene Papst Bonifaz VIII. eingeführt, also im 13. Jh. Sein Häretikerprozess verlief übrigens im Sand, wurde nie abgeschlossen… Die Formulierung des Universalprimates des Papstes aber ist aufgrund ihrer Missverständlichkeit und Unklarheit wirklich ein Problem und steht eben auch im Dogma…
        Nun hängen aber Erscheinungswahn und Papalismus eng zusammen. Eine 1:1-Übertragng der Bibelstelle oben ist daher nicht möglich.
        Die Aussage „Sie haben Mose und die Propheten“ heißt nämlich auch, dass diese einfachen „Laien“ diese Quellen hätten und nicht durch falsche Lehrer, auch nicht Lehrer der Hierarchie. Uns ist aber als Gläubigen diese Quelle direkt genommen worden. Wir hatten immer nur zu schlucken, was aus Rom an „Auslegung“ kam – wenn Rom Mose und die Propheten veruntreute, waren wir dazu verdonnert, diese Veruntreuung mitzumachen, denn niemand darf sich dem Papst entgegenstellen laut Dogma….
        Immerhin war die Zeit Jesu auch eine Zeit der Veruntreuung durch die Hierarchie, die auch in Israel von Gott selbst eingesetzt worden war. Man kann den reichen Mann vielleicht auch anders verstehen: Schick doch, Gott, etwas, was eindrücklicher ist und den Menschen zeigt, dass das, was die Hierarchie lehrt, uns abführt.
        Wenn also Jesus anmahnt, wir hätten Mose und die Propheten, dann heißt das sehr wohl, dass jeder einzelne Gläubige diese Quelle auch ohne das verheerende „Vermitteln“ und gar Erzwingen der Hierarchie befragen können muss.

        1. Guten Tag,
          die Klemensbriefe gehören schon formal weder zu den Evangelien noch zu den Apostelbriefen, daher standen Sie bei der Zusammenfassung des biblischen Kanons auch gar nicht im engeren Sinne zur Debatte. Es ging hier bei meiner Erwähnung der Clemensbriefe nicht um die Frage „Kanon oder Apokryphen“, die erst ein Jahrhundert später anstand, sondern um die apostolische Tradition des 1. Jahrhunderts – und im weiteren Sinne um die kirchliche Überlieferung, zu welcher zB. auch die Didache bzw. 12-Apostellehre gehört (diese fehlt beispielsweise ebenfalls im biblischen Kanon, ist deshalb aber noch lange nicht „apokryph“ wie zB. das sog. Jakobus-Evangelium).
          Eine 1:1-Übertragung des Bibeltextes auf die heutige Situation habe ich in diesem Beitrag nicht vorgenommen und sie wäre so pauschal auch gar nicht möglich, sondern vielmehr eine Anwendung der Grundprinzipien im Sinne des katholischen Axioms von der Abgeschlossenheit der göttlichen Offenbarung, die sich auch aus dem im Artikel erwähnten Hebräerbrief ergibt.
          Der Papalismus realisiert sich in der heutigen Zeit vor allem durch einen überzogenen und emotionalen Personenkult um die Person des Papstes, wozu von der kirchlichen Lehre her durchaus kein Anlaß bzw. keine Notwendigkeit besteht. Es scheint aber ein Bedürfnis danach vor allem bei glaubensmäßig in Wirklichkeit nicht sehr gefestigten Personen zu bestehen. Daher ist es umso wichtiger, die dogmatischen und biblischen Grundlagen unseres Glaubens zu erläutern, damit der Ersatzkrückstock des Papalismus sich quasi erübrigt.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

      2. Der „Ersatzkrückstock“ der Idolisierung des Papstes ist inhaltlich ein wichtiger Baustein der meisten modernen Privatoffenbarungen. In La Salette wird die Hierarchie noch heftig kritisiert und Pius IX ermahnt (!). Klar hat das nicht gefallen, und ich habe gelesen, dass es diese Kritik war, die dann auch zur Verwerfung des „großen“ Geheimnisses“ führte – nicht etwa Ungereimtheiten in der Zukunftsschau. Dennoch bricht sich das auch schon in dieser Vision und die Leier vom Heiligen Vater, der ja ach so viel zu leiden hätte, kommt schon hier auf.
        Verstärkt wurde das dann in Fatima: der arme „Heilige Vater“. Er ist Zentrum des Leidens der Kirche. Schluchz. Nachtigall, kann man da nur sagen, ick hör dir trapsen.
        Das „Heilige Vater-Gedöhns“ spielt auch gerade in Medjugorje eine Riesenrolle… Es wird der Papst gegen die Kirche ausgespielt bzw. gegen das Kirchenvolk.
        In Ihrem Schlussabschnitt aber drücken Sie ja doch sehr wohl aus, dass der Gläubige selbst danach sehen muss, was die Kirche überliefert und sich nicht auf das verlassen sollte, was jeweils an „Auslegung“ aus Rom kommt. Das heißt auf gut Deutsch: Wenn man das für heute feststellen muss, um nicht in Häresien zu fallen, dann gilt das immer, auch vor 500 Jahren oder vor 1000 Jahren. Dass man also zuerst dem eigenen Erkennen folgen muss und dann erst dem, was aus Rom kommt…
        Noch Pius X. aber hätte dafür gesorgt über seinen Spitzeldienst, dass man Ihnen dafür an den Kragen geht. Auch Sie wären damit unter das „Modernismus“-Verdikt gefallen (und ich sowieso). Als Modernisten galten schließlich alle, die nicht bereit waren zum Kadavergehorsam…

        1. Guten Tag,
          es ist spekulativ, darüber zu sinnieren, weshalb es (auch oder vor allem) zur Ablehnung des sog. „Geheimnisses von La Salette“ kam – jedenfalls wurde dies unter anderem mit der irrigen Endzeitschwärmerei der Melanie-Botschaften begründet. Aber auch die dortige pauschale Diffamierung der Priester als äußerst „unrein“ ist doch in dieser Weise unsinnig.
          Die Ablehnung vom La-Salette-Geheimnis war theologisch völlig berechtigt (selbst wenn dort bisweiligen auch ein paar Richtigkeiten enthalten sind – wie meist bei irrtümlichen Botschaften).
          Daß das Fatima-Wort vom „Heiligen Vater, der viel zu leiden haben wird“, schon in Teil 2 von La Salette vorkommt (und zwar wörtlich genauso und zudem zweimal), schrieb ich bereits an passender Stelle. Am stärksten ist das papalistische Geschmuse aber nach meinen Eindruck in den Don-Gobbi-Botschaften zu lesen.
          Bewußt schrieb ich in meinem Artikel hier nicht, das Lehramt sei eine der beiden Offenbarungsquellen, sondern Bibel und apostolische Tradition (wobei es sich letztlich um eine einzige „Quelle“ handelt, nämlich den Hl. Geist); das Lehramt legt dies den Gläubigen „vor und aus“. Das ist auch der Auftrag Christi an die Apostel und somit auch an seine Nachfolger. Daß nicht jeder Gläubige geistbegabterweise diese amtliche Sendung übernehmen kann, zeigt zur Genüge der Protestantismus und seine Zerstrittenheit in tausende Demoninationen (einmal abgesehen davon, daß sich die Gründer diverser Konfessionen einschließlich Luther oft selber gleichsam wie „Päpste“ aufgeführt haben, was auch für Calvin gilt).
          Der gläubige Katholik kann, wenn er sich ausreichend informiert, unterscheiden zwischen dem, was ein Dogma ist und daher von ihm geglaubt werden soll – und dem, was an allerlei päpstlichen Äußerungen nicht unter dem Anspruch der Unfehlbarkeit steht. Wir müssen als Katholiken also keineswegs allem zustimmen, „was aus Rom kommt“, aber wir glauben der Heiligen Schrift, der apostolischen Tradition und den Dogmen der Kirche. Ich habe mit dieser Zustimmung kein inneres Problem, hätte es nur, wenn jedes päpstliche Wort als „unfehlbar“ vorgelegt würde.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

      3. Es ist aber doch sehr oft festgestellt worden, dass die Konzentration des Lehramtes alleine auf den Papst („ordentliches Lehramt“) und die Bischöfe (i.S.- der Multiplikatoren für das, was der Papst lehrt) das tatsächlich tradierte Modell total über den Haufen warf.
        Man tat das, um den Liberalismus und das Eindringen neuer Methoden abzuwehren. Bis ins 19. Jh hinein hatte das Lehramt 2 Standbeine: die Hierarchie, die eher das Überlieferte vorlegte und bezeugte und die Theologen, die das Überlieferte reflektierten. Wir finden das Ringen um dieses alte überlieferte Bild noch bei Newman, der darin auch den Laien ihren Platz gab, die in einem gewissen Sinn ebenfalls Anteil an der Lehrentwicklung haben und immer hatten.
        Die „Unreinheit“ der Priester dürfte in La Salette noch den realen politischen Wirren, in die die Kirche v.a. in Frankreich ja sehr wohl verstrickt war, geschuldet sein. So „absurd“ finde ich das nicht! Immerhin wanderte auch die Mutter des Pfarrers von Ars weit, um noch einen ordentlichen Priester und eine vernünftige Hl. Messe zu finden… Für Frankreich traf das Bild vielleicht mehr zu, als es uns lieb ist… Das war in der Mitte des 19. Jh immer noch katastrophal – warum sollten auch sonst zu derselben Zeit soviele Gläubige nach Ars zum Beichten gefahren sein? das war nicht nur Sensationsgier, sondern auch ein Notstand…
        Ich finde das, was Sie am Ende ausführen, in sich nicht ganz klar – immerhin hat sich das Lehramt im 19. Jh so verengt und dem Gläubigen unter harten Drohungen den besagten Gehorsam abverlangt. Und das Dilemma ist ja auch für Lefebvre ein Problem gewesen, das man nicht einfach marginalisieren kann: Wenn etwas als angeblich absolut richtig vorgelegt und unter Massen-Exkommunikationen oder Verfemungen (von denen auch Newman unter Pius IX. betroffen war!) erpresst wird (und das geschah nun mal, bereits unter Pius IX., später aber noch massiver unter Pius X.), dann ist es nicht mehr nachvollziehbar, wieso plötzlich alles anders und gegenteilig beurteilt wird, wofür zuvor noch das Seelenheil in Gefahr gebracht wurde. Wenn man das ernsthaft durchdenkt, wird einem doch schwarz vor Augen!
        Das ist doch keine Kleinigkeit mehr. Und es ist durchaus nicht „protestatnisch“, wenn man mit dieser Problematik nicht so schnell fertig wird.
        Sie sagen das so leichthin, dass man ja nicht jeder Äußerung des Papstes den hohen Wert beimessen müsste, aber genau das pressten einige modernere Päpste den Gläubigen unter vielen Drohungen und auch harten Maßnahmen ab! Nicht umsonst steht auch heute noch im Beichtspiegel, wie ihn etwa die FSSP verbreitet, es sei eine schwere Sünde, wenn man etwas gegen den Papst sagt…(ob es berechtigt ist, scheint keinerlei Bedeutung zu haben)!

        1. Guten Tag,
          es heißt aber in La Salette (2. Teil), daß „die“ (!) Priester zu „Kloaken der Unreinheit“ geworden seien – und gleich im nächsten Satz weiter, „die Priester“ würden „die Rache“ herausfordern (von wem, das wird nicht ausdrücklich gesagt, vermutlich wohl die Rache des Himmels). Also hier scheint eine Art „Rachemadonna“ am Werke zu sein. Diese Drohbotschaft bezieht sich keineswegs auf französische Klerus-Verhältnisse, wie immer diese auch gewesen sein mögen (aber selbst im schlechten Zustand wäre solch ein Satz nicht angebracht bzw. des Himmels würdig).
          Bestimmte neuscholastische Vorstellungen zum Thema Hierarchie und Gehorsam sind für Gläubige nicht verbindlich, das gilt auch für den Pius-Beichtspiegel oder gewisse „ultramontane“ Theologen des 19. Jahrhunderts. Daß auch Päpste bisweilen in bedauerlich starker Weise „Kinder ihrer Zeit“ waren (nicht allein im persönlichen Leben, sondern auch lehrmäßig), wird man nüchtern feststellen und sich nicht allzu sehr wundern müssen. Die päpstliche Unfehlbarkeit ist mit gutem Grunde auf das Dogmen-Verkündigen beschränkt.
          Wenn es eine „schwere Sünde“ wäre, „etwas gegen den Papst zu sagen“, wären hiervon auch einige mittelalterliche Heilige betroffen, zB. Katharina von Siena oder Birgitta von Schweden, vermutlich auch die hl. Hildegard von Bingen. Natürlich darf man (sachliche) Kritik an Äußerungen des Papstes üben – und gerade die Piusbewegung hält sich diesbezüglich seit Jahrzehnten keineswegs zurück.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

        2. Guten Tag,
          zu La Salette (2. Teil) folgt hier noch eine Ergänzung, wozu mir vorher die Zeit nicht ausreichte (ich mußte heute drei Termine wahrnehmen):
          In jenem „Großen Geheimnis“ werden nicht allein „die Priester“ in Bausch und Bogen schlechtgeredet („Kloaken der Unreinheit“), sondern in ähnlicher Weise auch die Ordensleute. Es heißt dort:
          „Die Sünden der gottgeweihten Personen schreien zum Himmel und rufen nach Rache, und siehe, die Rache ist vor ihren Türen; denn es gibt niemand mehr, der die Barmherzigkeit und die Verzeihung für das Volk erfleht; es gibt keine großherzigen Seelen mehr; es gibt niemand mehr, der würdig wäre, das makellose Opferlamm dem Ewigen zugunsten der Welt aufzuopfern. Gott wird in beispielloser Weise zuschlagen.“
          Erstens ist diese ständige rabiate Rache-Gerede der wahren Madonna nicht angemessen, zweitens ist sie als Geschöpf nicht allwissend (woher also das Vorauswissen, daß „Gott in beispielloser Weise zuschlagen“ werde?!), drittens kann man selbst in düsteren Zeiten nicht davon ausgehen, daß es auf dem weiten Erdenrund „niemanden“ (!) mehr gibt, der „würdig“ wäre, Christus dem Ewigen aufzuopfern, einmal abgesehen davon, daß das Darbringen des eucharistischen Opfers ohnehin keine Frage der persönlichen „Würdigkeit“ des Priesters ist, der in persona Christi handelt, nicht aufgrund eigener „Würdigkeit“. Es wimmelt im 2. Teil von La Salette nur so von allerlei grobem Unsinn, so daß die Kirche diese Melanie-Äußerungen völlig zu Recht abgelehnt hat.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

      4. Ich meinte einen Beichtspiegel, der von der FSSP herausgegeben wurde – nicht der FSSPX. Ich weiß noch, wie ich damals erschrak und dachte: das ist doch Wahnsinn – man muss doch prüfen, was er sagt und ihm nicht blind rechtgeben… Angesichts der großen Widersprüche päpstlicher Lehren, die jeder vor Augen hat, der ein wenig denken kann, kann man doch nicht wie ein Wendehals immer dem Papst rechtgeben, als ob er der Dreh- und Angelpunkt der wahren Lehre wäre…
        Ich gebe Ihnen natürlich vollkommen recht, dass die verbalen Ausfälle in La Salette des Himmels nicht würdig sind. Allerdings – und auch hier wird man wieder dieses unverdauliche Allerdings einschieben müssen: wenn Sie die päpstlichen Äußerungen aus derselben Zeit lesen, gewisse Enzykliken wie „Mirari vos“ u.ä., müssen Sie sehr oft auch schlucken… wenn da missliebige Personen und ihre Gedanken prinzipiell als „Pest“, „Gift“ oder „verbrecherisch“ bezeichnet werden, dann ist das von den priesterlichen „Kloaken“ nicht weit weg… oder die „Gewissensfreiheit“, ohne dass sie näher erklärt würde, pauschal als „Wahnsinn“ abgetan wird…
        Man kann vielleicht sogar sagen: diese „Erscheinung“ spiegelt nur wider, was von Rom kam…

        1. Guten Tag,
          zwischen Tür und Angel hier schreibend, habe ich FSSP (Petruspriester) mit der „Pius-Konkurrenz“ (FSSPX) verwechselt. Nun ja, bei der Petrus-Variante wundert mich ein gewisser Papalismus natürlich weniger. Es stimmt schon, daß in einigen Enzykliken des 19. Jahrhunderts polemische Ausdrücke zu finden sind wie die von Ihnen erwähnten – freilich sind solche päpstlichen Rundschreiben auch keine (direkte) „Botschaft des Himmels“, wie das einige Erscheinungsgläubige hinsichtlich gewisser Privatoffenbarungen glauben – und an solche „Himmelsworte“ wären dann schon höhere Maßstäbe anzulegen….
          Einiges von dem, was aus Rom kommt, ist heute wie vor 150 Jahren und-so-weiter ebenso dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen wie die meisten „Erscheinungen“….
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

    2. Jetzt muss ich mich hier auch mal reinhängen. 😀
      Also genau diese Kritik am Papsttum übte Kardinal Ratzinger und sagte (hab die Quelle nicht mehr zur Hand, steht aber in „Berührt vom Unsichtbaren“, sinngemäß):
      was das Papsttum angeht, so sollten wir auf den Stand von vor 1000 zurück, weil alles andere, was die Definition des Papsttums im Westen angeht, nicht konsistent ist, es geht von Caput mundi bis zum Prinzip der Kollegialität der Bischöfe. Aber sagt er, wiederum sinngemäß, man kann nicht einfach 1000 Jahre (Kirchen)Geschichte zurückgehen.
      Ich habe diese Sache mit der Tradition als Säule der katholischen Verkündigung immer im Sinne der Sakramentstradition verstanden, weil im Sinn einer Lehrtradition gibt es das nun wirklich nicht her. Das haben Sie gut erkannt.
      Zu inkonsistent ist, was so jeweils gelehrt wurde.
      Gerade deshalb ist es ja Lehre der Kirche, dass nur die Dogmen verbindlich sind, noch nicht mal Enzykliken, wenn auch der Katholik verpflichtet ist, wenn er meint, darin stünde Unfug, das vor seinem Gewissen (das was anderes ist als eine Meinung) zu prüfen.
      Was die konstantinische Wende angeht, so haben das auch schon andere gesehen, aber sagen wir so. „Was hätten wir denn machen sollen?“ sagen „Nein Majestät, danke für das großzügigen Angebot, wir sitzen lieber am warmen Ofen der Opposition, am liebsten im Ghetto, w i r haben ja alles, was wir brauchen“ ? (stammt nicht von mir, sondern von Adalbert Seipolt)
      Wir landen immer wieder beim Weizen im Unkraut.

    3. P.S. zu „Wir hatten nur zu schlucken, was aus Rom kam!““
      das ist wohl nicht so, weil in früheren Zeiten bekam man erst dann mit, wer gerade Papst in Rom war, wenn der Nachfolger beerdigt wurde, um es mal dumm zu formulieren.
      Die Päpste hatten in vergangenen Zeiten viel weniger zu sagen, einfach weil es die wenigsten mitbekamen, was sie zu sagen hatten.
      Das Problem scheint mir die moderne Zeit mit ihren Kommunikationsmedien zu sein, die dazu noch jedes päpstliche Wort als unmittelbaren Ausdruck des unfehlbaren Lehramts der Kirche betrachtet, was es definitiv nicht ist, nicht sein will und nie sein wollte.
      Das interne Geheimnis der Kirche ist, dass in ihr viel, viel weniger geklärt ist, theologisch abschließend, verbindlich, als der gewöhnliche Laie und auch der gewöhnliche Fachmann so meint, aber dennoch von der Kirche unter Freund und Feind das Bild besteht „Da drin ist alles, aber auch alles geklärt!“
      Meines Erachtens ist das Gegenteil der Fall.
      Eigentlich ist katholisch werden wie aus einem engen, dunklen Wald ins Offene, Weite zu treten, und jeder, der das mal erlebt hat, weiß, wie erschreckend die Weite ist, und dass man sich dann fast automatisch wieder ins Waldesdunkel zurückziehen möchte.

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