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Gute Idee weitersagen: Gedenkzettel für Verstorbene im Schriftenstand auslegen

Von Felizitas Küble

Kürzlich war ich in meiner Heimat Oberschwaben bei Verwandten und Freunden unterwegs und besuchte sonntags die hl. Messe in der prächtigen Barockkirche St. Katharina in der Nachbargemeinde Wolfegg.

Dort gab es zu meiner positiven Überraschung auf einem kleinen Schriftstand einige Sterbebildchen zum Mitnehmen für jeden Interessenten, darunter auch ein Andenken für den verstorbenen Ruhestands-Pfarrer der Kirchengemeinde, den ich persönlich aus meiner Jugendzeit her kenne und in guter Erinnerung habe.

Die Idee, diese Gedenkzettel nicht nur bei den Beerdigungen anzubieten, sondern überzählige Exemplare auch in der Kirche auszulegen, finde ich sehr vernünftig und praktisch. Nicht alle Menschen haben schließlich die Möglichkeit, an der Beerdigung von Bekannten teilzunehmen, weil sie beruflich oder sonstwie daran gehindert sind. Umso besser, wenn sie dann am Schriftenstand fündig werden können.

Leider ist diese Art der Gedenkkultur immer mehr im Abnehmen begriffen; sogar bei der Beisetzung von gläubigen Katholiken fehlen immer öfter diese Sterbebildchen. Immerhin stellen sie nicht nur eine pietätvolle Erinnerung dar, sondern sollen uns auch zum Gebet für die verstorbene Person anregen. Dabei ist es natürlich hilfreich, wenn in dem Zettelchen auch eine entsprechende Bitte vermerkt ist. Früher hieß es oft „Betet für mich“ oder einfach: „Vater unser. Ave Maria“.

Nicht zuletzt wegen dieser Gebetsintention sind die Faltblättchen so klein, daß sie ins Gesangbuch passen. Allerdings haben heute viele Kirchgänger kein eigenes Gebetbuch mehr, zumal das „Gotteslob“ seit Jahrzehnten in den meisten Kirchen zur Verwendung ausliegt, wobei der abgenutzte Zustand der Bücher oft zu wünschen übrig läßt.

Die mit Recht einst so hochgehaltene Gedenkkultur sollte bei den Katholiken nicht noch weiter absacken.

Daher wäre es schön, wenn wir die gute Gewohnheit, wie ich sie in der oberschwäbischen Kirche kennenlernte, auch anderswo verbreiten, indem wir unsere Pfarrer und Geistlichen darauf ansprechen und hinweisen.

 

 

Kommentare

7 Antworten

  1. Die restlichen Sterbebildchen geben wir den Angehörigen zurück.
    Ich selbst habe bei Mutter wie auch bei Vater in die Danksagungen für die Karten jeweils 1 Bildchen mitgeschickt.

  2. Für Verstorbene beten? Ich bezweifle, ob das biblisch irgend einen Zweck verfolgen kann. Jesus selbst spricht „was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?“ Haben wir nicht selbst zu Lebzeiten die persönliche Entscheidung zu treffen, wo wir die Ewigkeit verbringen werden?
    Nach dem Tod ist es wohl zu spät wie wir in der Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus lesen können.

    1. Guten Tag,
      das Gebet für Verstorbene bedeutet keineswegs, daß die Entscheidung über Heil oder Unheil erst im Jenseits fällt. Vielmehr gilt der biblische Spruch: „Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen.“ –
      Die Chance, sich Gott zuzuwenden, gilt bis zum letzten Atemzug, danach ist über Himmel oder Hölle entschieden.
      Allerdings gibt es aus katholischer Sicht zum Heil eine Vorstufe, genauer gesagt: den Läuterungszustand, der die noch unvollkommene Seele für den Himmel bereitet – heißt es doch in der Heiligen Schrift: „Nichts Unreines kann in den Himmel eingehen.“
      Sicherlich kennen Sie auch die Würdigung der Fürbitte für die Toten aus dem Alten Testament bzw. dem 2. Makkabäerbuch: „Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie vom Makel ihrer Schuld befreit werden.“
      Somit erstaunt es wenig, daß auch die Juden für ihre Toten beten (vor allem das amtliche Kaddischgebet), ebenso Orthodoxe und altorientalische Christen (z.B. Kopten, christl. Aramäer, Chaldäer etc).
      Allein der Protestantismus fällt hier quasi aus dem Rahmen dieses biblisch und frühchristlich überlieferten Brauchtums.
      Frendlichen Gruß
      Felizitas Küble

    2. Nun ja, ich habe kürzlich auch eine Gedenkanzeige für unsere verstorbene Mutter vor 10 Jahren gestartet, beim Sterbedatum, weil das sehr schwierig ist, einen minimalen Patzer drin. Es war mir deshalb sehr wichtig, weil ich am Ende alle trösten musste, die die Achtlosigkeit der Gemeinde, bis auf wenige, wo man selbst verstorbener Arbeitskollegen gedenkt, weil Zusammenhalt wichtig ist, das in Ordnung zu bringen und auch jene zu trösten, die sich trotz Herzblut für die Kirche am Ende verraten fühlen, denn wie sagte Luther so treffend, wer Jesus hat, hat genug.
      Es gibt auch das Sprichwort zu den Mainstreamchristen „Das Bodenpersonal macht viel Mist“. Was den Pfarrer angeht, gab es versöhnliche Töne, jedoch wenn man wirklich eine christliche Gemeinde sein will, dann sollte man auch die Leistung der anderen in schwierigen Zeiten gemeinsam schätzen, auch wenn der Mensch nicht mehr fit ist.
      Man muss auch DDR-Zeiten sehen, wo Christen oft denunziert wurden, bei einer Bewegung wie „Schwerter zu Pflugscharen“ oder Treffen mit Pfarrern, die dem neuen Forum zugetan waren, wurde man schnell stigmatisiert und heute wissen die Mainstreamchristen alles belehrend besser. Auch jene, die in schwierigen Zeiten zu feige waren, Christen zu sein. Heute ähneln manche Gemeinden eher einer Parteizentrale.
      Diese weniger schönen Zeiten, wo Christen sich behaupten mussten, will man vergessen und schön brav mitlaufen. Die Quereinsteiger von Pfarrer lässt man oft in das Messer laufen und streiten schon hinter verschlossenen Türen, ob ein Vaterunser am Ende zu viel ist, die Quereinsteiger wissen es nicht.
      Nun ja, unsere Mutter hat sich das „Ave Maria“, obwohl protestantisch, gewünscht, die musikalische Leitung war hervorragend.
      Es ist für mich kein Widerspruch, ob protestantisch oder nicht, auch das Ave Maria wie Martin Luther im Herzen zu haben. Ich wollte das Thema abschließen damit, aber sehe auch, wie wichtig diese Gedenktage, es auszudrücken, es für Menschen ist, die sie nicht bewältigen können, weil ein wichtiger Weg-Begleiter in ihrem Leben weggebrochen ist und froh sind, an Jahrestagen, was nicht meine Art ist, dieser Menschen irgendwie gedenken zu können. Da denke ich besonders auch an Eltern, die grausam ihre Kinder verloren haben, an die vielen ermordeten Mädchen, diesen Schmerz mag ich mir nicht vorstellen, die auch diese Nische brauchen, um an diesem Leid nicht zu zerbrechen. Wir sind Menschen und daher nicht unfehlbar und nicht göttlich.

  3. Prima Idee.

    Jedoch könnte ich mir vorstellen, dass die Pfarrer in unserer Gemeinde nicht begeistert wären. Die haben 7 Pfarreien zu betreuen und alles ist
    sehr anonym geworden.

    1. Liebe Dorotee, gute Pfarrer verstehen es, uns den Glauben in das Herz zu pflanzen, weniger gute, verweltlichte Pfarrer eher nicht. Man sollte von daher, so wie es die Urchristen praktiziert haben, auch selbst das Vertrauen haben, unserer Trauer Ausdruck zu verleihen.
      Allerheiligen ist so ein Tag, wo eine Kerze sagt mehr als tausend Worte oder der Reformationstag, das das Licht des Glaubens in uns brennt. Bei den räuberischen Friedhofsgebühren, wo sich manche Menschen kaum eine würdigen Abschied leisten können, ist es gut, dass es solche tröstenden Portale gibt, wo man Trauer leben kann. Wo man den Sinn von Alpha und Omega hinterfragt und sich besinnt, wir sind in Gottes Hand.
      Krokodilstränen braucht niemand. Gerade Trauer zieht einem den Boden unter den Füßen weg und da werden viele Menschen in Punkto Seelsorge im Stich gelassen. Natürlich sind Pfarrer auch überfordert, gerade wenn ihnen die verzweifelte Wut entgegenschlägt und daraus ein Drama gemacht wird, ich denke, die Gedenktage sind da, um das zu bewältigen.
      Das ist leider in vielen christlichen Gemeinden verloren gegangen, als Gemeinschaft diese schwierige Zeit auszuhalten, weil Eitelkeit größer ist. Für die einen ist es wichtig, ein Kapitel so ab zu schließen, andere stecken noch tief in der Trauerbewältigung, weil ihnen der Mensch, den sie verloren haben, unendlich fehlt und der Platz durch Vereinsamung leer ist.
      So gibt es Mütter, die kommen nie über ihre Totgeburten hinweg, besonders dann nicht, wenn Zweifel bestehen, ich verstehe diese, auch wenn ich nicht davon betroffen bin. Unserer Zeit fehlt der sensible Umgang mit Trauer und ich mag mir nicht vorstellen, wie sich gewissenhafte Ärzte fühlen, wenn sie Patienten verlieren, wo sie dachten, sie können sie retten. Klappe zu, Affe tot, das ist so eine Entwertung des Menschenlebens und wenn es schon Anhänger dafür gibt, dass Grüne sinieren, die Verstorbenen zu kompostieren, das ist Menschen verachtend.

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