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Kardinal Newman und die Marienverehrung

Von Felizitas Küble

Am Sonntag, dem 13. Oktober, wird Kardinal John Henry Newman im Vatikan zur Ehre der Altäre erhoben. Auch Prinz Charles  – seine Mutter ist formal das Oberhaupt der Anglikaner, der britischen „Staatskirche“  –  wird an der Heiligsprechung teilnehmen.

Am 19. September 2010 wurde Newmann von Benedikt XVI.  – der ihn schon vor seiner Papstzeit als Theologe sehr geschätzt hat  – seliggesprochen.

Der künftige Heilige  – geboren am 21. Februar 1801 in London  – ist einst als Schriftsteller und anglikanischer Pfarrer in die katholische Kirche übergetreten, was in den gebildeten Kreisen Englands für großes Aufsehen sorgte – und dies umso mehr, als Newman sich zuvor sehr kritisch über Lehren und Frömmigkeitsformen der Katholiken äußerte, die sich in seinem Land ohnehin in einer benachteiligten Minderheitenposition befanden.

Newman neigte zunächst zu einer biblizistisch-evangelikalen Frömmigkeit. Später wurde ihm die Wichtigkeit der Sakramente und der Tradition stärker bewußt und er fühlte sich der hochkirchlich-anglikanischen Oxford-Bewegung verbunden, die teilweise das spirituell-theologische Erbe des katholischen Glaubens weiterführt, vor allem hinsichtlich der Marien- und Heiligenverehrung.

Gleichwohl behielt Newman seine Distanz zur katholischen Kirche bei. Aber vor allem durch das intensive Studium der Kirchenväter änderte sich seine Meinung grundlegend.

Zunächst hatte er geglaubt, katholische Dogmen mit Hilfe der Patristik (Kirchenväterlehre) widerlegen zu können.

Doch der gelehrte Theologe der „Church of England“ (Staatskirche von England) erkannte immer klarer, daß schon die Kirchenväter der ersten christlichen Jahrhunderte durch und durch katholisch waren. Besonders deutlich wurde dies beim heiligen Augustinus von Hippo, dem größten Kirchenlehrer der Antike (Altertum), dessen Mutter Monika ebenfalls als Heilige verehrt wird.

Hinsichtlich der Marienverehrung stand er einem biblisch geprägten Marienlob bereits in seiner anglikanischen Zeit durchaus positiv gegenüber; er ermutigte seine Glaubensgenossen, die Ankündigung der Madonna aus ihrem Magnificat ernst zu nehmen: „Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter“ (Lk 1,48).

Somit entspricht eine fehlende Wertschätzung Mariens nicht dem Geist und Buchstaben des Neuen Testaments.

Bereits in seiner ersten Predigt als anglikanischer Vikar würdigte er im Jahr 1826 die „makellose Reinheit“ der Gottesmutter. Auf dem biblisch geprägten Rosenkranzgebet stand er wohlwollend gegenüber.

Newman vertiefte sodann seine mariologischen Ansichten durch seine Beschäftigung mit den frühchristlichen Lehrern der Kirche. Seine wachsende Verehrung für die Mutter des HERRN war ein wesentliches Motiv für seine Konversion.

Ihm wurde nun aber gerade in dieser Hinsicht entgegengehalten, es gäbe übertriebene Formen des Marienkultes bei den Katholiken.

Der Konvertit hat dieses Problem keineswegs bestritten (wie sollte er dies auch?! –  Er, der aufrichtige Kämpfer für die Wahrheit!), aber darauf hingewiesen, daß der Mißbrauch nicht gegen die Sache selbst spricht. Volkstümliche Auswüchse sind bedauerlich, aber kein Argument gegen die amtliche kirchliche Lehre, die solche Entgleisungen nicht abdeckt.

Er schrieb hierzu: „Sollen wir etwa, weil ein Teil der Christen in der Andacht übertreibt, die Ehrfurcht vor ihr  verlieren?“  –  Es sei doch der Heilige Geist selbst, so Newmann, der Maria durch Elisabeth als die „Gesegnete unter den Frauen“ gepriesen habe und sie zuvor als „Gnadenvolle“ durch den Engel Gabriel begrüßte.

Für Kardinal Newman war die Marienverehrung keine Konkurrenz, sondern eine angemessene Begleitmusik zur Gottesliebe.

Sein Marienlob war christozentrisch  – und er erkärte gegenüber anglikanischen Kritikern, daß sich die mariologischen Dogmen der Kirche ebenfalls auf Christus beziehen.

Vor allem der Titel „Gottesgebärerin“ (Theotokos) verdeutlicht dies, denn damit bekennen die Gläubigen die göttliche Natur ihres Erlösers, der GOTT und Mensch zugleich ist. Es geht hier um das Glaubensgeheimnis der Inkarnation (Menschwerdung) der zweiten Person der göttlichen Dreieinigkeit.

Alle Vorzüge Mariens sind gnadenhaft, von GOTT in seiner Huld verliehen und ihr im Hinblick auf Christus geschenkt.

Wenn dies in privaten Andachten oder überzogenen Formen des „Volksglaubens“  – auch hinsichtlich der weitverbreiteten Sucht nach „Erscheinungen“ und „Botschaften“   – aus dem Blick gerät, muß dies korrigiert werden, doch stellen solche Auswüchse nicht die Berechtigung der kirchlichen Marienverehrung infrage.

Zu gewissen Fehlformen im Volksglauben erklärte Johannes Paul II., gewiß ein „marianischer“ Papst, in einer Ansprache vom 21.9.2001 an die vatikanische Gottedienstkongretation u.a. folgendes:

„Zuweilen scheinen Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit durch Elemente verunreinigt zu sein, die mit dem katholischen Glauben unvereinbar sind. In solchen Fällen müssen sie mit Besonnenheit und Geduld gereinigt werden, und zwar durch Kontakte zu den Verantwortlichen sowie eine aufmerksame und respektvolle Katechese, sofern grundsätzliche Unstimmigkeiten nicht sofort klare und direkte Maßnahmen nötig machen.“

Fehlentwicklungen gibt es vor allem dort, wo Christus fast nur als der „strenge Herrscher“ erscheint, der am Jüngsten Tage als Richter der Lebenden und Toten wiederkommt. Dabei wird zu wenig erkannt, daß Jesus uns vor allem den Zuspruch Gottes verkündigt hat – nicht allein seinen Anspruch. ER als Erlöser ist unser eigentlicher  Beistand und Mittler beim Vater, seine menschliche Mutter ist unser Vorbild und unsere Fürsprecherin.

Im Jahre 1849 stellte Newman klar, daß Mariens Stellung eine dienende ist – und daß sie ihre Gnadenvorzüge „um Jesu willen“ erhalten hat:

„Maria ist erhöht um Jesu willen. Es war geziemend, dass sie als Geschöpf, wenngleich das erste unter den Geschöpfen, eine dienende Aufgabe haben sollte. Gleich anderen ist auch sie in die Welt gekommen, ein Werk zu tun; sie hatte eine Mission zu erfüllen; ihre Gnade und ihre Herrlichkeit sind ihr nicht für sie selbst gegeben, sondern um ihres Schöpfers willen.“

Auch beim Rosenkranz erkannte er, wie christozentrisch und biblisch geprägt dieses betrachtende Gebet ist. Er erläuterte, seine „große Kraft“ liege darin, „dass er das Glaubensbekenntnis zu einem Gebet macht; natürlich ist das Credo als solches schon Gebet und eine große Ehrbezeugung Gott gegenüber.

Aber der Rosenkranz stellt uns die großen Wahrheiten des Lebens und Sterbens Christi vor Augen und bringt sie unserem Herzen näher. Wir betrachten so all die großen Geheimnisse seines Lebens: von seiner Geburt in der Krippe bis zu seinem Leiden und zu seinem Leben in Herrlichkeit.“

Kardinal Newman hat seine Marienverehrung in der Autobiographie „Geschichte meiner religiösen Überzeugungen“ (Apologia pro vita sua) dargelegt, worin er 20 Jahre nach der Konversion seine Standpunkte begründet hat – und vor allem in seiner Schrift „Die heilige Maria. Eine Apologie und historische Begründung des Marienkults“.

WEITERE INFOS:
Päpstliche Klarstellungen zur Volksfrömmigkeit: https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/verlautbarungen/VE_160.pdf
Studien zu Newmans Mariologie von Prof. Dr. Joseph Schumacher: http://www.theologie-heute.de/NewmanMaria.pdf
Seine theologische Laufbahn vor der Konversion: https://www.grin.com/document/171169
Kardinal Newman, Maria und der Rosenkranz: https://de.zenit.org/articles/kardinal-newman-ein-grosser-rosenkranzbeter-und-lehrer-des-gebetes/

 

Kommentare

0 Antworten

  1. Dem Kommentar von Anoymous ist voll zuzustimmen, denn Newman lehnte die Unfehlbarkeit des Papstes tatsächlich ab, obwohl er nach der Dogmatisierung widerwillig diese Lehre bejahen musste. Hier sollte man sich nichts vormachen. Dieses Dogma ist wohl auch das größte Problem der Kirche, wie das derzeitige Pontifikat von Begoglio selbst den nativsten Katholiken zeigt.

    1. Dass „Newman… die Unfehlbarkeit des Papstes… widerwillig bejahen musste“, bitte ich zu belegen. Er war nach meinen bisherigen Kenntnissen gegen Formulierung und Verkündung als Dogma.
      Dieses Dogma ist offensichtlich keineswegs „das größte Problem der Kirche“, für die Gläubigen schon gar nicht, da in praxi nebensächlich. Problematisch mag es sein für jene, die sich nicht weiter damit beschäftigt haben und den ecclesiologischen Hintergrund nicht erfasst haben.

      1. Newman stand wegen seiner Haltung in der Unfehlbarkeitsfrage zeitweise unter „Häresieverdacht“. Als aber das Dogma auf dem Konzil definiert war, musste er es eben annehemen. Das ist nachzulesen bei Adrian Lüchinger: Päpstliche Unfehlbarkeit bei Henry Edward Manning und John Henry Newman, Universitätsverlag Freiburg Schweiz, Fribourg 2001.

    2. Newmann musste halt auch die katholischen Kröten schlucken. Ich denke aber nicht, dass das Dogma der Unfehlbarkeit das größte Problem der Kirche ist. Es ist vielmehr eine Kultur des Wegschauens, verbunden mit einer Wagenburgmentalität und eine Führungsstruktur – beim Papst und bei den Bischöfen – die intransparent ist und keiner Kontrolle (bzw. bei den Bischöfen nur einer eingeschränkten Kontrolle) unterliegt. Man muss sich klar machen, dass kein amtierender Papst abgesetzt werden kann; unter keinen Umständen. Was allerdings passieren würde, wenn ein Papst eine offensichtliche Häresie ex cathedra verkünden würde, kann man sich nicht ausmalen. Denn auch das wäre nicht mehr zu ändern.

      Das allergrößte Problem ist aber die schon lange bestehende und fortschreitende Entkoppelung zwischen „Kirchenvolk“ und Klerus.

  2. Ich habe mich ein wenig mit John Henry Kardinal Newman beschäftigt, weil sich viel Konvertiten zum Katholizismus auf ihn berufen. Mir fiel dabei folgendes auf:

    1. Newman war schon als Anglikaner sehr konservativ – zumal die anglikanische Kirche starke Parallelen zum Katholizismus aufweist – und wurde zum führenden Kopf der anglo-katholischen Bewegung, die eine Erneuerung der Kirche von England aus Lehre und Liturgie der Alten Kirche anstrebte. Er wandte sich auch immer schon gegen den theologischen Liberalismus, der dogmatischen Formulierungen keine Verbindlichkeit zuerkennt und sich auf Moralität und Gefühl zurückzieht. Insofern war er nie antikatholisch, sondern inhaltlich katholisch.

    2. Deshalb bestand sein Hauptproblem darin, dass er die geschichtliche Legitimation der anglikanischen Staatskirche nicht erkennen konnte. Und auf der Suche danach akzeptierte er schließlich den Anspruch der römisch-.katholischen Kirche, die eine wahre Kirche, die seit Pfingsten existiert, zu sein.

    3. Nun musste Newman hier allerdings einen Kniff anwenden, nämlich die „development of doctrine“. Denn auch er erkannte, dass das Neue Testament keineswegs eine römisch-katholische Kirche in heutiger Form beschrieb, „Development of doctrine“ nun meint, sehr einfach ausgedrückt, dass in der Urkirche „keimartig“ alles schon vorhanden war, was sich später entwickelte; nämlich vor allem das Papsttum, die Herausbildung eines Klerus, die apostolische Sukzession, die Marienfrömmigkeit usw. usf.

    Dieses Argumentationsmuster ist jedoch mit erheblichen Risiken behaftet. Zum Einen setzt es voraus, dass Gott selbst das „development of doctrine“ gewollt, überwacht und ins Werk gesetzt hat und es hierbei weder menschliche Irrtümer noch Übertreibungen gegeben habe. Zum Anderen wird bei der geschichtlichen Begründung mit sog. Kirchenvätern sehr schnell das, was von Ihnen überliefert wurde, in einem zum Zeitpunkt der Überprüfung hunderte Jahre später bereits feststehenden Kontext interpretiert, der aber möglicherweise gar nicht ihrem Denken und Handeln entspricht. Dazu kommt, dass Paulus, Petrus und Johannes in den Briefen mehrfach vor Menschen warnen, die sich in die junge Kirche eingeschlichen haben, um sie zu zerstören, Paulus berichtet sogar ganz konkret von judaistischen Widersachern im Galaterbrief. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass schon wenige Jahrzehnte nach Kreuzigung und Auferstehung, der „Hauptstrom“ der christlichen Kirche zumindest deformiert wurde und sich dies bis heute fortgesetzt hat.

    4. Newman war übrigens auch nicht sehr glücklich über das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes „ex cathedra“. Er teilte die Ansicht zwar inhaltlich, hatte jedoch starke Bedenken gegen seine dogmatische Ausformulierung und Verkündung, was freilich den sehr machtbewußten Papst Pius IX nicht abhielt.

    1. Nun, es gab auch Kirchenväter, die noch heute bei den Orthodoxen führend als Theologen und Kirchenlehrer sind: Justin den Märtyrer als Begründer der Logos-Theologie (auch nach dem jüdischen Theologen und Merkaba-Mystiker und hermetischen Philosophen Philo(n) von Alexandrien, siehe auch Elias Erdmanns Aufsatz im Netz dazu und so weiter) und als Kirchenlehrer und Kirchenvater und den Heiligen Irenaeus von Lyon, der diese von ihm übernahm und weiterentwickelte. Die orthodoxen Kirchen des Ostens und die Ostkirchen und slawischen Kirchen orientieren sich meist an diesen beiden als Theologen, während die katholische Kirche eher dem Heiligen Augustinus und dem Heiligen Thomas von Aquin folgt.

  3. S.g Frau Kueble!
    Sie schreiben Artikel, die gg. Erscheinungen sind! Gut so…! Aber man kann daran glauben oder nicht! Ihre Meinung ist irrelevant!
    Schreiben Sie mal ueber Foren wie Gloria TV oder Zeugen der Wahrheit! DAS ist der groesste Mist! Das sind Antipapst Foren!
    Da haben Sie keinen Mut! Eine Schade!
    Sie sind nur eine Wichtigtuerin! Nichts sonst!
    Schreiben Sie mal gg. diese Foren! Diese Foren sind antichristlich und unmenschlich!
    Da sind Sie zu feige!

    1. Guten Tag,
      was soll dieser Unfug, ich sei zu feige, gegen Gloria-TV zu schreiben. Das habe ich mehrfach getan, zumal gerade ich dort häufig massiv attackiert worden bin – und zwar von Erscheinungssüchtigen.
      Warum soll ich über „Zeugen der Wahrheit“ schreiben, einen unbekannten Blog, in dem ich seit Jahren nichts mehr gelesen habe, weil es sich nicht lohnt.
      Überlassen Sie bittschön mir, was ich als wichtig ansehe und was nicht.
      Sodann: Bevor Sie mir „Feigheit“ unterstellen, wäre es angebracht, wenn Sie wenigstens ihren vollen Namen nennen würden, immerhin stehe ich mit meinem Namen und sämtlichen Kontaktdaten (Adresse, Telefon, Mailanschrift) im Impressum.
      Sie haben eine große Klappe und nichts dahinter.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

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