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Kreuz-Debatte: Jüdischer Historiker fordert Kirchen zu mehr Selbstachtung auf

„Sind Juden wie ich sozusagen die letzten Christen?“

Unter dem Titel „Das Kreuz mit dem Kreuz“ veröffentlichte BILD-online am 10. Mai 2018 eine Stellungnahme des deutsch-jüdischen Historikers Dr. Michael Wolffsohn zur Debatte um den bayerischen Kreuz-Erlaß. 

Das Thema ist derzeit wieder aktuell, nachdem das damalige Kreuz-Dekret vor kurzem gerichtlich bestätigt wurde.

 

Professor Wolffsohn (siehe Foto) hat sich zuvor bereits im Herbst 2016 kritisch über Kardinal Marx und den evangelischen Landesbischof Bedford-Strohm geäußert, nachdem die beiden Kirchenmänner auf dem Tempelberg und an der Klagemauer in Jerusalem jeweils ihre Amtskreuze abgelegt hatten – angeblich, um weder Muslime noch Juden zu provozieren; freilich stellte sich bald heraus, daß von jüdischer Seite durchaus kein derartiger Wunsch geäußert worden war.  (Näheres dazu hier:https://christlichesforum.info/prof-wolffsohn-kritisiert-kreuz-verzicht-von-kardinal-marx-und-bischof-bedford-strohm/)

Der Bestsellerautor aus München schreibt, das Problem beider Kirchen in Deutschland bestehe nicht zuletzt darin, „dass sie ihren inneren Frieden als Christen verloren oder nicht gefunden haben.“

Kardinal Marx stellte sich gegen den Kreuz-Erlaß

Wolffsohn sieht dies auch angesichts der jetzigen Kreuz-Diskussion bestätigt, hatte sich doch besonders der Münchner Erzbischof Reinhard Marx gegen das Dekret geäußert, Kreuze in bayerischen Behörden aufzuhängen.

Hierzu stellt der Geschichtsprofessor klar:
Das Kreuz ist DAS christliche Zeichen schlechthin. Wie jedes Symbol beinhaltet es eine Fülle von Bedeutungen, sozusagen ein ganzes Inhaltspaket. Jede einzelne Bedeutung, die das Kreuz beinhaltet, signalisiert dem Betrachter: Hier hast du es mit Christlichem zu tun – religiös, kulturell, politisch, rechtlich.“

BILD: Der siebenarmige Leuchter als jüdisches Symbol in einer katholischen Kirche in Münster

Es könne auf Dauer „nicht gutgehen“, wenn den Christen ihre eigene Identität verlorengeht: Wer keine Identität hat, denkt heute dies und morgen das – und kann leicht verführt werden.“

Prof. Wolffsohn fährt fort, unser Land sei trotz verschiedener Einflüsse „in erster Linie christlich geprägt“  –  selbst wenn das den Deutschen nicht mehr klar bewußt sei.

Christen sollten ihre eigene Identität finden

Zur Nächstenliebe gehöre auch die Selbstliebe der Christen – ihre Achtung vor der eigenen Identität und Überzeugung  – gemäß dem göttlichen Gebot: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Dazu sollten die Kirchen ihre Gläubigen erziehen, stellt der jüdische Historiker fest. Doch stattdessen werde der bayerische Kreuz-Entscheid ausgerechnet von Amtsträgern kritisiert. 

Wolffsohns klarsichtige Stellungnahme endet mit folgenden Worten:

Wie steht es um die Kirchen, wenn Juden wie ich sozusagen die letzten Christen sind?
Hoffentlich suchen – und finden! – Christen nicht nur auf Katholiken- und Kirchentagen sich selbst und dann den Frieden. Frieden mit sich selbst und in der Welt.“

 

Kommentare

8 Antworten

  1. Danke für den Abdruck dieses hoch wichtigen Beitrags! Hier zeigt sich die ganze Verlogenheit: Ein jüdischer Gelehrter muß uns die öffentliche (!) Bedeutung des Kreuzes erklären, während die CSU in Franken den Muezzin einen Weihnachtsmarkt eröffnen läßt. Dazu die Titelgeschichte heute in der Jungen Freiheit von Peter Hahne — lesenswert

  2. Klare Schlussfolgerung aus der Rede eines Unverdächtigen:
    Marx ist auf seinem Posten eine Fehlbesetzung; seine „Follower“ auf ihren Sitzplätzen sind es auch.

  3. Ohne jeden Beitrag jetzt und hier von mir zu dieser Debatte, erlaube ich mir den Hinweis, daß es gar nicht so unbedingt wenige Christen gibt, die das Kreuz als Symbol nicht kennen. Viele davon dürften auch nicht Weihnachten feiern.

      1. Hubert Krebser: Eben- wie gesagt- kein Beitrag zur Debatte, sondern ein Hinweis auf andere Christen und ihre Ablehnung eines Symbols und eines Festes (übrigens aller geistlichen Feste). Wen (auch immer) es interessieren mag….

  4. Sehr wichtiger Beitrag! Es geht dabei auch um unsere Demokratie.
    Denn unsere historischen jüdisch-christlichen Wurzeln sind Grundlage für Menschenwürde, Meschenrechte, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Auch deshalb sollten wir sie bewahren und fördern.

    Unsere jüdische-christlichen Wurzeln sind auch die Mutter unserer christlichen Werte und für die Goldene Regel als Basis für Objektivität und Wissenschaftlichkeit, für Freiheit ohne Chaos und Ordnung ohne Tyrannei. Deshalb sollten wir sie fördern.

    In einer Welt ohne diese Wurzeln werden wir und unsere Vorstellungen NICHT MEHR so sehr von der Wirklichkeit beeinflusst, sondern von den Mächtigen und Einflusssreichen dieser Welt und ihrer Geschäftsmodelle und Propaganda..

    Wir können dann z.b. unter Demokratie und Fassade von Demokratie nicht mehr unterscheiden.
    In Jes. 5,20 heißt es: „Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zum Licht erklären und Licht zur Finsternis, die das Bittere süß und das Süße bittre machen.“

    Das gescheht zur Zeit in unserer Gesellschaft, in der wir uns von der jüdisch-christlichen Wurzel als Basis für Wissenschaftlichkeit und Wahrheit, Menschenwürde, Liebe, Freiheit und Demokratie loslösen.

    Zerstörerische Parteien präsentieren sich als demokratisch. Und demokratische Parteien werden als rechts oder populistisch diffamiert.

    Deshalb sollten wir uns fragen:

    Was bedeutet Demokratie konkret? Damit wir die Parteien und ihre Absichten richtig einschätzen können und nicht in die Falle des Framings fallen.

    Bedeutet Demokratie, die Grundrechte, dh. die Abwehrrechte des Staates gegen die Bürger achten?
    Bedeutet Demokratie bei uns, den Föderalismus hochhalten?
    Bedeutet Demokratie Gewaltenteilung?
    Bedeutet Demokratie unabhängige Justiz?
    Bedeutet Demokratie unabhängige Medien, also eine vierte Gewalt, die sich nach dem Pressekodex richtet und die Menschenwürde und Wahrheit hochhält?
    Demokratie bedeutet Abschaffung der Zensur?
    Demokratie bedeutet freier Wettbewerb der Parteien?
    Demokratie bedeutet völlig unabhängige und kritische Medien, die im Interesse der Wahrheit und der Bürger informieren?
    Demokratie bedeutet freier Diskurs in Wissenschaft, Bildung und Gesellschaft allgemein.
    Demokratie bedeutet, keine Institutionen wie Verfassungssschutz und Menschenrechtskommission usw. im Interessen von bestimmten Parteien beeinflussen?
    Demokratie bedeutet, dass der Wählerwille zählt und respektiert wird?
    Demokratie bedeutet Politik für die eigenen Bürger?
    Demokratie bedeutet komplette Transparenz und Aufarbeitung aller verdeckten Aktionen und Tendenzen?
    Demokratie bedeutet, dass die Politik die Bürger nicht schädigen und keinen Gefahren durch ihre Entscheidungen und ihr Handeln aussetzen darf?
    Demokratie bedeutet persönliche Verantwortung der Politiker für ihre Entscheidungen?
    Demokratie bedeutet soziale Marktwirtschaft?
    Demokratie beutet, keine sozialistische Planwirtschaft zulassen?
    Demokratie bedeutet, die Bürger vor supranationalen Interessen zu warnen und zu schützen?
    Demokratie bedeutet, dass die Interessen der eigenen Bürger vertreten und geschützt werden und z.B. die nationale günstige Energieversorgung und die Landwirtschaft, der Mittelstand usw. gefördert werden?
    Demokratie bedeutet, nicht den Interessen supranationaler Organisationen und anderer Staaten den Vorrang geben?
    Demokratie bedeutet, die Wirtschaft des Landes schützen und im Interesse der Bürger fördern?
    Demokratie bedeutet, Opposition und Diskurs fördern und fordern?
    Demokratie bedeutet, die Sicherung des Friedens an oberste Stelle stellen?
    Demokratie bedeutet, Aufklärung der Bürger fördern?
    Demokratie bedeutet, den Besitz der einzelnen Bürger zu fördern.
    Wenn wir diese Fragen für die jetzige Situation in Deutschland beantwortet haben, ahnen wir, welche Parteien demokratisch sind und welche nicht. Wir können außerdem ja auch ihre Programme noch zusätzlich zu ihren Worten und Taten lesen.

    Und sehr vieles mehr.

    Zum Glück gibt es in Deutschland zur Zeit wenigstens eine große Partei, die ein demokratisches Programm hat und demokratische Forderungen stellt.

    Als Beispiel für einige Fälle:

    In Sachsen würden sie bei der Wahl am 1.9.24 nach neuen Prognosen mit weiteren 0,5 % zusätzlich zu den jetzt prognostizierten 33% eine absolute Mehrheit mit 61 Sitzen von 120 Sitzen im Landtag bekommen und ALLEINE REGIEREN KÖNNEN, wenn entsprechend dem jetzigen Trend die SPD, die Linke und die Grünen jeweils von jetzt 7% unter die 5%-Hürde fallen würden.

    https://dawum.de/Sachsen/

  5. Die KK erstickt an sich selber.
    Radikal entämtern…und arm werden.

    Das sagte schon Papst Benedikt XVI.

    Aber am Gelde hängt, zum Gelde drängt doch alles….

    Goethe?

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