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Pseudomystik: Neue Begnadete in Marienfried verkündet Botschaften des Himmels

Von Felizitas Küble

Für das erscheinungsbewegte Spektrum ist es seit Jahr und Tag ein Ärgernis, daß Bischöfe und Vatikan bislang keine einzige Marienbotschaft in Deutschland anerkannt haben.

Somit bieten jene diözesanen Gebetsstätten, die an einigen dieser angeblichen Erscheinungsorte kirchlich errichtet wurden, zwar ein seelsorgliches und liturgisches Angebot für die Pilger, doch sie beinhalten keine nachträgliche Bestätigung jener strittigen „Privatoffenbarungen“.

Es handelt sich somit nicht um Wallfahrtsstätten im klassischen, „altehrwürdigen“ Sinne wie etwa Altötting, Kevelaer, Telgte usw., auch nicht um amtlich genehmigte Erscheinungsorte wie Lourdes oder Fatima, sondern gleichsam um ein pastorales „Entgegenkommen“ des Bistums ohne jeden Bestätigungscharakter. 

Daher sollen die nicht anerkannten „Erscheinungen“ in diesen Gebetsstätten logischerweise auch nicht propagiert werden, ob es sich nun um Heroldsbach, Heede, Wigratzbad oder etwa um Marienfried handelt.

Dadurch entsteht eine gewisse „Lücke“, ein Vakuum für jene Apparationisten (Erscheinungsgläubige), die sich mit dieser für sie unerquicklichen Situation nicht abfinden wollen.

Unverdrossen werben sie weiter für die vermeintlichen „Botschaften des Himmels“, beklagen sich über die „ungläubigen“ Kirchenoberen, die  – so lautet ein häufiger Vorwurf – der „Gottesmutter den Mund verbieten“ und Deutschland unbedingt erscheinungsfrei halten wollen.

Doch damit nicht genug. Einige dieser selbsternannten Mystiker – meistens sind es freilich Frauen, also „Mystikerinnen“  –  greifen gleichsam zur Selbsthilfe und verkünden in Wort und Schrift, selber ein erwähltes Werkzeug von oben, eine „Sühne(opfer)seele“ oder sonstwie charismatisch begnadet zu sein.

Frau Jansen sieht sich als Werkzeug des Himmels

Zu diesem in den letzten Jahren stark anwachsenden Personenkreis gehört auch Katharina Jansen, die vor etwa zwei Jahren von Schifferstadt nach Marienfried bei Pfaffenhofen gezogen ist.

In dieser oberschwäbischen Region soll es nach dem Zweiten Weltkrieg zu Marienbotschaften an eine junge Frau namens Bärbel Rueß gekommen sein, die kirchlich nicht anerkannt sind. Dies wurde im Jahr 2000 durch eine Untersuchungskommission bestätigt und vom damaligen Kardinal Ratzinger bekräftigt (siehe hier: file:///C:/Users/KommMit/Downloads/Marienfried.pdf).

FOTO: Kapelle der Gebetsstätte Marienfried

Auch hier hat das zuständige Bistum Augsburg – wie in solchen Fällen üblich – den Erscheinungsbewegten zum „Trost“ eine Gebetsstätte errichtet, um die ohnehin vorhandenen Pilgerströme zu kanalisieren und seelsorglich zu betreuen. Rektor dieser Einrichtung ist seit einigen Jahren der Weltpriester Georg Alois Oblinger, als Träger der Gebetsstätte firmiert der kirchliche Verein „Marienfried e.V.“.

Nun kam Frau Jansen auf die spezielle Idee, nicht nur die „Botschaften“ von Marienfried aktiv zu propagieren, sondern hierfür auch einen (Konkurrenz-)Verein zu gründen, wobei der Titel „Marienfried – Frieden im Herzen e.V.“ dem kirchlichen Verein zum Verwechseln ähnlich klingt – was wohl auch beabsichtigt ist.

Passend zu ihrem ausgeprägten Sendungsbewußtsein schrieb sie zudem das Buch „Aufruf Gottes“ (siehe Abbildung oben). Auf der Rückseite sieht man die euphorische Dame „live“ bei einer Strahlenvision mit ausgebreiteten Armen…

Verknüpfung von Marienfried und Medjugorje

Die in Marienfried wohnhafte „Seherin“ verteilt ihre Flugblätter mit Spendenaufrufen nicht nur an Ort und Stelle bzw. im „Mutterdorf“ (so nennt sie Marienfried), sondern z.B. auch in Medjugorje, einer kirchlich ebenfalls nicht anerkannten Erscheinungsstätte in Bosnien-Herzegowina. Zwischen beiden Orten soll eine „lebendige Partnerschaft“ entstehen. 

Von den Medjugorje-Botschaften ist die „freiberufliche Pflegefachkraft“ (so stellt sie sich selber vor) ebenso fest überzeugt wie von Heroldsbach, Marpingen, Heede (sie nennt den Ort irrtümlich in ihrem Prospekt „Heerde“), Wigratzbad, Mettenbuch (sie schreibt fälschlich „Mettenbusch“) und – nicht zu vergessen – Sievernich. In dieser Gemeinde der Voreifel kommt es – glaubt man der dortigen „Seherin“ Manuela Strack  – allmonatlich zu Erscheinungen des „Prager Jesulein“. (Siehe hierzu unsere Berichte zu Sievernich in diesem Blog.)

BILDER: Auszüge aus Werbeschriften von Frau Jansen

In ihrem Werbeprospekt läßt uns Frau Jansen als Vereinsvorsitzende wissen: „Eines unserer Herzensanliegen ist es die Botschaften der Mutter Gottes in Deutschland bekannter zu machen.“

Den „Freunden im Glauben“ teilt sie sodann mit: „Immer wieder ist es uns aufgefallen, daß Erscheinungen der Mutter Gottes in Deutschland verschmäht oder unterdrückt werden“. Offenbar gäbe es diesbezüglich in der deutschen Kirche einen „grundsätzlichen Unglauben“, beklagt sie.

Daher wolle man diese „übernatürlichen Ereignisse“ verstärkt verkünden und bekanntmachen. Zudem seien cariative Werke ähnlich wie in Medjugorje geplant, verbunden mit entsprechenden Bauvorhaben wie z.B. einem Seminarhaus.

Jede Unterstützung ihrer Anliegen könne „Seelen retten“  –  so heißt es in ihrer „Vereinsphilosophie“ vollmundig  –  verbunden mit der Verheißung: „Wer ein Zehntel gibt“ (was immer das sein mag, gemeint ist vermutlich der „Zehnte“ des Einkommens), „der wird mit hundertpozentiger Liebe erfüllt“.

Immerhin wird hier – im Unterschied zu charismatischen Predigern des Wohlstandsevangeliums  – nicht behauptet, wer den Zehnten spende, der erhalte schon bald den hundertfachen Betrag als himmlischen Segen…

Die Auserwählte schreibt an den Papst

Apropos „Segen“:
In einem Brief an Papst Franziskus vom 10. Dezember 2021, in dem sie sich als Botschafterin Gottes vorstellt, schildert sie die „Strahlen Jesu Christi“, mit denen Gott selber sie am 1. Oktober desselben Jahres „gesegnet“ habe. Dies sei der „Beweis“ ihrer besonderen Erwählung, die in folgendem Auftrag bestehe:

„Gott gab mir durch den Heiligen Geist die Botschaft, für die gesamte Menschheit, am 25.12.21 von 11 bis 15 Uhr weltweit, mit dem Kreuz „Jesu Christi“ und einer Monstranz durch die Straßen zu ziehen, um Heilung für die gesamte Menschheit zu erlangen, im Namen Jesu Christi!“

Katharina Jansen redet den Pontifex in ihrem Aufruf  – für den sie eigens nach Rom pilgerte  – mehrfach als „meine Exzellenz“ an, als sei Franziskus gleichsam ihr Kammerdiener bzw. Assistent ihrer weltenrettenden Sendung.

Sie teilt dem Papst auch ihre Erwägung mit, ob sie „in die Rolle der Katharina von Siena reinschlüpfen soll/kann“ und läß t ihn zugleich wissen, sie sei „nachweislich“ davon überzeugt, „dass ich von der Mutter-Gottes aus Marienfried gerufen wurde, um ihre Botschaft weltweit zu verbreiten“.

Nach diesen frommen Anmutungen kommt sie zur Sache, nämlich ihrer Beschwerde über den Leiter der diözesanen Gebetsstätte:

Es könne so vieles im Glauben gefördert werden, „analog zu Medjugorje, doch der Marienfrieder Rektor und angeblich der Bischof untersagen einiges“. – Gemeint ist natürlich, daß Rektor Oblinger (siehe Foto) und Bischof Bertram Meier die Privatoffenbarungen der einstigen „Seherin“ Bärbel nicht verbreiten. Diese Haltung ist freilich nur konsequent, nachdem die kirchliche Untersuchungskommission die Marienfrieder Erscheinungen nicht approbiert (gebilligt bzw. genehmigt) hat.

Abschließend läßt sie das Oberhaupt der katholischen Kirche wissen: „Ich bin eine Dienerin Gottes und somit auch Ihre Dienerin.“

Somit liegt es nahe, vermeintliche Mißstände in Marienfried direkt mit dem Papst besprechen zu wollen, natürlich mit der ihr eigenen Bescheidenheit: „Gegen ein gutes gemeinsames Frühstück hätte ich nichts einzuwenden, natürlich reicht auch ein Kaffee oder ein Glas Leitungswasser.“

Offenbar ist es zu diesem Stelldichein in Rom nicht gekommen, sonst hätte Frau Jansen das sicherlich werbeträchtig bekanntgemacht.

Ihre Erwählung durch den Himmel begründet Frau Jansen mit einem übernatürlichen Segenserlebnis vom 1. Oktober 2016, das erstaunlicherweise fotografisch festgehalten wurde und auf der Rückseite ihres Buches (Aufruf Gottes) sowie in ihrer Homepage  – dort im Riesenformat – präsentiert wird.

Wir können diese Dame mit ihrem direkten „Draht nach oben“ auf einer Holzbank in ihrem Festtags-Dirndl bewundern – eigenen Angaben zufolge ist sie umgeben von den „Strahlen Jesu“: https://www.frieden-im-herzen.com/

Jeder weitere Kommentar zu dieser Causa dürfte sich erübrigen.

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Kommentare

12 Antworten

  1. À propos Rechtschreibfehler, wenn Sie schon meinen, mit diesen die Arbeit von engagierten Laien so profan diskreditieren zu müssen:
    Ihr Satzanfang ‘Zudem seien cariative Werke ähnlich wie in Medjugorje geplant, …’
    heißt richtig
    ‘Zudem seien caritative Werke ähnlich wie in Medjugorje geplant, …’
    Der Konjunktiv mag für das Zitieren durchgehen, ist aber sachlich falsch. Machen Sie doch einfach mit und bewirken Gutes, statt sich so abzuarbeiten an den Marien-Erscheinungen.
    Frieden verbreiten Sie jedenfalls mit diesem rechthaberischen Artikel für mein Empfinden definitiv nicht. Und schön, dass die katholische Amtskirche, aus der ich nicht nur wegen ihres Nicht-wirklich-Umgangs mit ihren Missbrauchsfällen ausgetreten bin, immer noch meint zu wissen, wie man und an was man in punkto Mariens Wirken glauben darf und wer einen zu Frieden inspiriert oder was einen heilt… ein inneres Erleben und äussere Wirkungen quasi bestempeln zu müssen, damit die unwissende Herde der Gläubigen bloß ihre Spenden nur in die Amtskirche trägt… Viel Erfolg damit weiterhin wünscht die weiterhin wachsende Zahl der in tiefem Glauben Tätigen, die christliche Nächstenliebe außerhalb der Mauern katholischer Begrenztheiten lebt.

    1. Guten Tag,
      es wäre nett, wenn Sie zwischen Tippfehlern und eigentlichen Rechtschreibfehlern unterscheiden würden, aber egal, viel wichtiger ist das geistig-geistliche Unterscheidungsvermögen, das gerade im Bereich sogenannter „Privatoffenbarungen“ wichtig ist.
      Selbst wenn eine solche Botschaft mal wirklich vom Himmel wäre, so ändert das nichts daran, daß laut Bibel und Kirche die göttliche Offenbarung mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen ist. Das steht dogmatisch fest seit 2000 Jahren.
      Haargenau deshalb sind auch die „anerkannten“ Erscheinungen für die Gläubigen nicht verbindlich, sondern stellen lediglich eine Erlaubnis dar.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

    2. Zur Information!

      Sabine Lantermann ist Mitbegründerin und 2. Vorsitzende des Vereins „ Friede im Herzen“ der Katharina Jansen.

      Weitere Kommentare erübrigen sich.

      1. Sabine Lantermann hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Swinging Switzerland – Die Schweiz ganz ungehemmt“. Dort vertritt sie die Auffassung, die besten Swingee-Clubs gäbe es in der Schweiz. Die Frau hat also internationale Erfahrung.

    1. Guten Tag,
      um es gleich vorwegzunmehmen: Das Thema Marienerscheinungen kann im Grunde genommen kein ernsthafter bzw. ausreichender Konversionsgrund (in eine evang. Konfession) sein – und zwar vor allem aus folgenden drei Gründen:
      1. Wie dieser Artikel ja gerade aufzeigt, ist die „Amtskirche“ (Papst, Bischöfe, Vatikan) sehr vorsichtig bis skeptisch mit den sog. Privatoffenbarungen – in Deutschland wurde keine einzige Erscheinung jemals anerkannt, dabei fehlt es nicht an solchen, es gibt dutzende davon.
      Insgesamt wurde von ca 2000 Privatoffenbarungen der letzten zweihundert Jahre gerade mal ein Dutzend „anerkannt“, also unter 1%.
      2. Selbst diese wenigen approbierten (genehmigten, gebilligten) Erscheinungen sind für Katholiken nicht verbindlich. Die „Anerkennung“ bedeutet nur eine Erlaubnis (daran zu glauben), keine Verpflichtung, nicht einmal eine Aufforderung.
      3. Wundersucht, Irrgeistereien und Visionen noch und nöcher (nur eben keine Marienerscheinungen) gibt es im protestantischen Pfingstlertum ebenfalls zuhauf, hier in unserem Blog haben wir sie x-mal beleuchtet, ich weiß es zudem von evangelischen Aussteigern aus dieser Szene nur zu gut.
      Also: Inhaltliche Substanz für einen Konversionsgrund vermag ich hier nicht zu erkennen, weil es eben diese religiöse Sensationslust auf beiden Seiten gibt.
      Das Problem ist eine antrophologische Konstante, keine konfessionelle….
      Schon Christus ermahnte: „Selig, die nicht sehen – und doch glauben“
      Und Paulus: „Wir wandeln im Glauben, nicht im Schauen!“
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

  2. Das Geheimnis wundertätigen Wassers wird gelüftet.

    Eine Forschergruppe aus Mailand hat die Energie des Wassers aus Orten untersucht, an denen die Muttergottes erschienen ist. Dabei hat sie erstaunliche Entdeckungen gemacht. Kann sich die Wissenschaft mit dem Glauben verbinden? Kann die Wissenschaft in die Spiritualität einmünden und die Spiritualität der Wissenschaft neue Impulse geben? Diese Verbindung könnte utopisch erscheinen.

    https://kath-zdw.ch/maria/wallfahrtsorte.wundertaetiges.wasser.html

  3. Das ist mal wieder typisch, Medjugorje und die anderen nicht anerkannten Gebetsstätten sind mit in dem Boot von Marienfried und der Katharina Jansen.
    Wieder diese Strahlen und eine selbsternannte „Auserwählte“.
    Wenn diese ganzen Vorkommnisse nicht sogar vom „Kellergeist“ angezettelt wurden.
    Dieser schmeichelt der Seele so lange und gibt dieser zu verstehen, sie sei eine Auserwählte. Und dann kommt die Verwirrung. Und die angeblich Auserwählte bringt meist charismatischen Unsinn hervor.
    Auf jeden Fall abzulehnen, diese Aktivitäten von Frau Jansen. Von diesen Personen gibt es schon zuhauf welche. Das kann nicht sein.

  4. Ich habe schon noch einen Kommentar dazu, Frau Küble und Co.:
    Sie mögen das „Pseudomystik“ nennen. Für mich spricht aus dieser verlinkten Seite: https://www.frieden-im-herzen.com/
    eindeutig ein dreistes Geschäftsgebaren.
    Von daher sollte sich doch jede Erwähnung so eines Unsinns auf kirchlichem Rücken erübrigen.

    1. Ich stimme Ihnen zu. Die Seite ist wie eine Bildungseinrichtung aufgezogen mit Coaching u.v.m.
      Frau Jansen will mit dieser Geschichte wohl Geld verdienen.

      Christus sagt uns deutlich:
      Umsonst habt ihr bekommen, umsonst sollt ihr geben!

      Deshalb sehe ich auch mittlerweile die Kirchensteuer kritisch.

      1. Da Sie die Kirchensteuer erwähnen, hier noch einmal ein Hinweis auf eine neue kritische Untersuchung zum Thema:
        Anderl, Bernhard, Konkordat, Kirche und Geld, Hintergründe einer Krise, Reihe: KirchenZukunft konkret, Münster 2022, ISBN: 9783643150806

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