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Überlegungen zur Neuerscheinung „Letzte Gespräche“ mit Papst Benedikt

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Das Interview „Letzte Gespräche“ von Peter Seewald mit Papst Benedikt XVI. ist nur die Ouvertüre zu einer umfassenden Biographie über diesen Papst. Aus ihr lässt sich aber schon erahnen, dass die ganze Zeitepoche, die das Leben Benedikts umfasst, aufscheinen wird. 0000009699_3

Wer global denkt, wie der Papst der Weltkirche, kann sich nicht zu lange mit Details aufhalten. Ein solches ist die katholische Kirche in Deutschland und ihr aktueller Zustand. Trotzdem werden auch Details aus „Letzte Gespräche“ in der großen Biographie wie in einem Vergrößerungsglas noch einmal auftauchen.
FOTO: Prof. Gindert leitet das „Forum Deutscher Katholiken“ und den Kongreß „Freude am Glauben“
Auf Fragen von Peter Seewald hat Papst Benedikt XVI. in knappen, treffsicheren Aussagen zur Situation der katholischen Kirche in Deutschland Stellung bezogen. Das hat einigen Lordsiegelbewahrern des Status Quo, wie Daniel Deckers von der FAZ, nicht gefallen.
Andreas Batlock SJ, Chefredakteur von „Stimmen der Zeit“, meinte sogar: „Dieses Buch sollte es nicht geben“. Er sah in der Aussage Benedikts ein „stilloses und taktloses Verhalten“. Erzbischof Gänswein konterte darauf: „Getroffene Hunde bellen“.
Womöglich hat Batlock beim Buch „Letzte Gespräche“ an die angekündigte Gesamtbiographie gedacht, die  –  wie zu erwarten ist  –  auf der Bestsellerliste erscheinen wird, nach seiner Meinung aber auf den Index der verbotenen Bücher gehört.  images

Die Aussagen in „Letzte Gespräche“ räumen zunächst mit verbreiteten Märchen auf, die in Deutschland von der säkularen Presse und von trendkonformen Katholiken für ihre Ziele instrumentalisiert werden. Gemeint ist das angeblich angespannte und schwierige Verhältnis zwischen dem em. Papst und dem regierenden Papst Franziskus, als ob die „Chemie“ zwischen beiden nicht stimmen würde.

Auf die Frage von Peter Seewald „Sie sehen also nirgendwo einen Bruch zu Ihrem Pontifikat?“, antwortete Benedikt XVI.:
„Nein. Ich meine, man kann natürlich Stellen missdeuten, um dann zu sagen, jetzt geht es ganz anders herum. Wenn man Stellen herausnimmt, isoliert, kann man Gegensätze konstruieren, aber nicht, wenn man das Ganze sieht. Es gibt vielleicht neue Akzente, natürlich, aber keine Gegensätze.“
Peter Seewald weiter: „Nun, nach der bisherigen Amtszeit von Papst Franziskus sind Sie zufrieden?“  –  Benedikt verdeutlicht: „Ja. Eine neue Frische in der Kirche, eine neue Fröhlichkeit, ein neues Charisma, das die Menschen anspricht, das ist schon etwas Schönes“. (S. 58/59)
Jesus hat in nicht überbietbarer Kürze und Deutlichkeit klargestellt, was für die gilt, die ihm nachfolgen wollen: „Niemand kann zwei Herren dienen“ und „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“. Das ist zugleich eine Aufgabenbeschreibung für seine Kirche.

Hier drängte sich die Freiburger Rede Benedikts auf. Peter Seewald griff sie mit den Worten auf: „In Ihrer großen Rede in Freiburg forderten Sie eine Entweltlichung der Kirche, die notwendig sei, damit der Glaube wieder seine Wirkstoffe entfalten könne… die Rede wurde vielfach fehlinterpretiert, z.T. ganz bewusst, auch von Kirchenleuten. Wie war das überhaupt möglich?“
Darauf Benedikt: „Das Wort Entweltlichung ist offenbar den Menschen sehr fremd… aber ich meine, die inhaltliche Aussage, die war deutlich genug, und wer Radio Vatikansie verstehen wollte, hat sie auch verstanden“. (S. 245)
Um von dieser „revolutionären Aussage“ (Seewald) des Papstes abzulenken, wurde nach Freiburg die Frage, ob der Papst damit die Abschaffung der Kirchensteuer gemeint haben könnte, in den Vordergrund geschoben.

„Exkommunikation von Kirchensteuerverweigerern nicht haltbar“

Auch zur Kirchensteuer hat Benedikt XVI. eine dezidierte Meinung geäußert: „Ich habe in der Tat große Zweifel, ob das Kirchensteuersystem so, wie es ist, richtig ist. Ich meine damit nicht, dass es überhaupt eine Kirchensteuer gibt. Aber die automatische Exkommunikation derer, die nicht zahlen, ist meiner Meinung nicht haltbar“. (S. 246)
Papst Benedikt hat in Freiburg mit der „Entweltlichung“ nicht die Kirchensteuer gemeint, die manche als die Hauptstütze der katholischen Kirche in Deutschland sehen, sondern etwas viel Wesentlicheres: flyerstralsund2

„Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muss die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von dieser ihrer Verweltlichung zu lösen und wieder offen auf Gott hin zu werden… Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein.“ (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 189, S. 148/149)
Das „missionarische Zeugnis“ fehlt der verweltlichten Kirche. Peter Seewald bezieht sich darauf mit der Feststellung: „Auch das katholische Etablissement fiel in Deutschland nicht unbedingt durch Engagement auf, etwa für die Neuevangelisierung, auch wenn der Glaubensverlust hierzulande dramatische Ausmaße erreicht hat“. (S. 247)

„Hochbezahlter Katholizismus in Deutschland“

Papst Benedikt XVI. ergänzt dazu: „In Deutschland haben wir diesen etablierten und hochbezahlten Katholizismus, vielfach mit angestellten Katholiken, die dann der Kirche in einer Gewerkschaftsmentalität gegenüber treten. Kirche ist für sie nur der Arbeitgeber, gegen den man kritisch steht. Sie kommen nicht aus einer Dynamik des Glaubens, sondern sind eben in so einer Position. Das ist, glaube ich, die große Gefahr der Kirche in Deutschland, dass sie so viele bezahlte Mitarbeiter hat und dadurch ein Überhang an ungeistlicher Bürokratie da ist.“ (S. 247)
Diese Feststellung Benedikts infrage zu stellen, kann nur aus Ignoranz über die Fakten oder einer bewussten Verschleierung einer dahinsterbenden Kirche kommen, die sich damit zufrieden gibt, dass die Kirchensteuerquellen noch kräftig sprudeln. Das ist aber kein Zeichen von Vitalität. RadioVatikan

Wer die Fakten kennt, weiß z.B., dass die Aufforderung von Papst Franziskus zur Neuevangelisierung beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe kein Echo ausgelöst hat. Insider wissen, dass sich die jährlichen Kirchenaustritte zwischen 180.000 und 200.000 bewegen. Sie wissen, dass an den Sonntagen knapp 10% der Katholiken den Weg zur Kirche finden, die Beichtpraxis bei 1% – 2% der Gläubigen liegt und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mit ihren Mitgliederverbänden in Gesellschaft und Politik bedeutungslos sind.
Für große Teile Europas hat Joseph Ratzinger schon in den 50er Jahren einen „enormen Glaubensverlust“ vorausgesagt. Diese „Entweltlichung“ geht weiter. (S. 261) Das veranlasste Peter Seewald die Frage zu stellen: „Wie sehen Sie heute die Zukunft des Christentums“?
Auf diese in die Zukunft gerichtete Frage gibt Benedikt die Prognose:
„Dass wir nicht mehr deckungsgleich mit der modernen Kultur sind, die christliche Grundgestalt nicht mehr bestimmend ist, das ist offenkundig. Heute leben wir in einer positivistischen und agnostischen Kultur, die sich gegenüber dem Christentum zunehmend als Intolerant zeigt. Insofern wird die westliche Gesellschaft, jedenfalls in Europa, nicht einfach eine christliche Gesellschaft sein. Umso mehr werden sich die Glaubenden bemühen müssen, dass sie das Wertebewusstsein und das Lebensbewusstsein weiterhin formen und tragen. Wichtiger wird eine entschiedenere Gläubigkeit der einzelnen Gemeinden und Ortskirchen. Die Verantwortung wird größer“. (S. 261)
Der Realismus des Papstes hat Benedikt schon früher den „Ruf eines Pessimisten“ eingebracht. Auch das war eine falsche Etikettierung. Denn Benedikt hat immer auf die Bedeutung „kreativer Minderheiten“ hingewiesen, die sich in Ländern wie Italien oder Spanien häufig zu Massenbewegungen weiterentwickelt haben, in Deutschland aber kleine Gruppen geblieben sind.

Kommentare

Eine Antwort

  1. Es ist immer schwierig bei einem solchen Papst, der fest im Sattel seines Glaubens sitzt, einen Kommentar zu schreiben, aber ich gebe ihm recht, wenn er meint, dass mit der Verweltlichung des Glaubens der Entchristlichung Tür und Tor geöffnet wird.
    Während ich mir trotz meiner Sticheleien mit Kässmann einen vernünftigen Dialog noch vorstellen kann, sie ist schon die richtige Lutherbotschafterin, eben Mensch mit Fehlern wie wir alle, bin ich über manche theologischen Vertreter der EKD nur noch entsetzt, die im Eiltempo die Entchristlichung voran treiben.
    Eine grüne Ideologin Göring-Eckart (vielleicht hat sie durch einen schmerzlichen Einschnitt in ihrem Leben ihren Hader mit dem christlichen Gottesbild), die permanent mit ihrer Parteisippe versucht, die Genderideologie im Bildungssystem zu erzwingen, die Schöpfungskinder zu Sexualobjekten mit Wahlgeschlecht degradiert.
    Auch die Gender-Verbalattacke ist die Verhöhnung eines christlichen Glaubensbildes, und mir ist nicht zum Lachen, wenn Christus mal zu Christine umgemodelt wird, oder Adam als Geschlechtsverwandelte Ana überspitzt gesagt mit Pediko (gefächerte Röckchen) mit Eva durch die Gegend tänzelt, um einen Chirurgen zu suchen, der das Skalpell anlegt, um seine neu entdeckte soziale geschlechtliche Identität zu modellieren, denn Kinder gab es ja schon vor Jesus Zeiten aus dem Reagenzglas, wie es Genderideologen gerne im Geschichtsbild besonders die Grünen hätten.
    Eine im Ideologiewahn umgeschriebene Fälschungsbibel entspricht nicht meiner Kragenweite.
    Dass die Grünen Ambitionen dazu haben, zeigte sich auch daran, dass sie christliche Feiertage gerne mit muslimischen austauschen wollten und immer wieder Ostern, ausgerechnet das höchste und wichtigste Fest, in das Visier genommen haben. Da gibt es Toleranzbesoffene Christen, die allen Ernstes Karfreitag im Osterfest des Jubels der Sündenabnahme durch Christus für die Menschen reduzieren wollen für einen muslimischen Ostermontag.
    Da frage ich mich doch, was hat man denen für Drogen in den Kaffee gepanscht, wenn sie den Sinn von Ostern nicht begreifen und dass sowohl die Trauer, die Dunkelheit des Schmerzes (ich kann mich an den Leiden von Christus nicht erfreuen) und die frohe Botschaft der Auferstehung zusammengehören, das Licht der Hoffnung nach der Dunkelheit, also Tod, Karfreitag und Wiederauferstehung Ostermontag.
    Ein Bischof wie Bedford Strohm, der lieber mit dem Islam flirtet und Christus und die christliche Lehre für diesen Ehrgeiz opfert als Religionsschmied, da sträuben sich ja die Nackenhaare, die Verwahrlosung von Jesus als Prophet geringer als Mohammed hinzunehmen.
    Papst Johannes Paul II, auch als Brückenbauer im christlichen Glauben bekannt, wäre nie auf die absurde Idee gekommen, den Petersdom mit einer Zweitresidenz in einer Moschee einzutauschen, da war er viel zu sehr Christ.
    Es war ein Durchbruch, dass Religionsvertreter in einer globalen Welt miteinander reden, aber die Christen zu zwingen (weil Mohammeds Harem sicher seine Reize für polygam begabte Männer und Damen auch in der EKD hat) ihre Glaubensinhalte und ihr Gott Vertrauen über Bord zu werfen, geht entschieden zu weit. Perspektivisch gesehen, haben Judentum und Christentum eine Aufklärung durch Humanisten und auch zum Teil durch Luthers Bibelübersetzung (sich zu bemühen, Gottes Wort für sein eigenes Leben zu verstehen und der Kranke wird in einem Bibelvers einen anderen Trost wie der Gesunde finden und nicht ideologisch manipuliert bis zur Unterwürfigkeit gegenüber der Obrigkeit vorgekaut zu bekommen) erfahren, während der Islam immer noch ohne jegliche Aufklärung in der Mehrheit in mittelalterlichen Strukturen seiner falschen Propheten und Kalifen verhaftet ist.
    Perspektivisch für einen langen Zeitraum gedacht, werden Islamwissenschaftler und nach Frieden und Humanität strebende Muslime viel Aufräumarbeiten in Sachen Aufklärung leisten müssen, um die durch falsche Propheten manipulierte heilige Schrift zu entrümpeln, zum Beispiel Sure 9, wo die Frau als Saatfeld des Mannes, als Acker seiner Lust, als Gebrauchsgegenstand degradiert wird und nicht als Mensch mit Würde und eigenem Willen respektiert wird.
    Mit zunehmender Bildung wird es gerade Jesus Christus sein, auch der Bruder von Isaak, der in den Fokus des islamischen Glaubens kommen wird, wenn Muslime bereit sind, sich von den Fesseln einer Unterwerfungstheologie zu befreien und ihre Propheten mit politischem Unterwerfungs- und Machtanspruch in die Zeitschleife der Geschichte verbannen, wo sie hingehören. Das ist aber Zukunftsvision, wo ein langer Entwicklungsprozess noch ansteht, denn wie sollten sonst unsere radikalen Mohammedaner ihren Blutrausch an anderen Schöpfungskindern begründen, auch die Kriege wie im Irak oder die Steinigung der Frauen. .

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