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Katharina von Siena: Reformerin der Kirche

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Das Leben der heiligen Katharina von Siena währte nur 33 Jahre (1347 bis 1380). Ihre Leidenschaft für die Kirche und ihr zielbewusster, unerschrockener und leidenschaftlicher Charakter zeigt sich in den 375 Briefen, die von ihr überliefert sind.  

„Ihre Seelengröße, umgestaltende Kraft, die sie trotz Schwachheit und Kränklichkeit unter der Führung der Gnade entfaltet hat, lässt sich kaum in unsere Vorstellungen einordnen“. (A. Kirchgässner)

Katharina wurde als fünfundzwanzigstes Kind der Färbers-Eheleute in Siena geboren. Ihre Mutter wird als temperamentvoll, fromm, aber nicht ausgeglichen geschildert. Sie wollte Katharina mit fünfzehn Jahren verheiraten. Das Mädchen widersetzte sich und beschloss, „jede Verbindung mit dem gesellschaftlichen Leben“ aufzugeben und sich dem Dritten Orden des heiligen Dominikus anschließen.

Die letzten zehn Jahre ihres Lebens waren ein unstetes Wanderleben. Dabei versuchte sie mit allen Mitteln, insbesondere mit ihren Briefen, für die Reform der Kirche und für eine Politik der Versöhnung zu wirken.

In Italien rivalisierten in ihrer Zeit die aufstrebenden Städte um Vorherrschaft und Macht miteinander. Die kleinen Fürstentümer waren vielfach im Streit mit dem Kirchenstaat.

Seit 1309 residierte der päpstliche Hof in Avignon und geriet immer mehr unter den Einfluss des französischen Königs. Priester und Bischöfe gerieten in den Sog der Verweltlichung. Selbst die Bettelorden, die vor hundert Jahren aufgetreten waren, um die Kirche im Geist der Urkirche zu erneuern, gerieten unter den Einfluss von Machtstreben und Eifersüchteleien.

Katharina kritisierte Prälaten, „die nach nichts anderem trachten als nach Essen, schönen Palästen und großen Pferden“. Sie klagte: „Wehe, was Christus vom Kreuzesholz erwarb, wird mit Huren vergeudet“.

Einige weitere Beispiele für ihre deutliche Sprache sind: „Das schlimmste Gräuel vor Gott ist der Anblick der Blumen, die aus dem mystischen Leib der Kirche sprießen und, anstatt süßen Duft zu verbreiten, nach allen Lastern stinken“ –  „Ihr Dummköpfe, die ihr einen tausendfachen Tod verdient“ (an drei schismatische italienische Kardinäle).

Es gab auch Hoffnungszeichen, z.B. die Mystiker, bei denen eine glühende Christusliebe und Sorge um die Kirche zu verspüren waren: Tauler, Heinrich Seuse, Birgitta von Schweden und Gerd Groote, der Verfasser der bekannten „Nachfolger Christi“, waren Zeitgenossen Katharinas.

Katharina schrieb nicht nur aufrüttelnde Briefe. Sie machte sich mit ihren Anliegen auch auf den Weg. So zog sie 1370 mit zwanzig Anhängern nach Avignon, um Papst Gregor XI., dem sie zuvor schon energische Briefe geschrieben hatte, zu bewegen, nach Rom zurückzukehren.

Nach 1378 kam es zu einem Schisma zwischen dem rechtmäßig gewählten Papst Urban VI. und Clemens VII.. – Katharina zog mit vierzig Gefährten nach Rom, um dem rechtmäßigen Papst beizustehen. Aufgezehrt von den Überanstrengungen und Sorgen brach Katharina in St. Peter zusammen und starb einige Wochen danach mit großen Schmerzen im Kreis ihrer Freunde.

Dass Katharina von Siena bei ihrer Liebe zur Kirche von Kreisen wie Maria 2.0 zu ihrer Patronin erhoben wird, kann man nur als Vereinnahmung, Verfälschung und sogar als Perversion bezeichnen.

Literaturhinweis: Reformer der Kirche, Matthias-Grünewald-Verlag Mainz, 1970

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