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Spaichingen: Donauschwaben pilgerten wieder auf den Dreifaltigkeitsberg

Von Stefan P. Teppert

Zur traditionellen Wallfahrt „Kirche – Heimat“ auf den Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen, ausgerichtet vom St. Gerhardswerk e. V. in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, trafen sich am 19. Juni 2022 wieder donauschwäbische Heimatvertriebene und Aussiedler.

Für die musikalische Gestaltung des Wallfahrtsgottesdienstes sang der Chor der Banater Schwaben unter Leitung von Erich Meixner, während Pfr. Paul Kollar aus Ludwigshafen, der auch Geistlicher Beirat im St. Gerhardswerk ist, ihn zelebrierte.

In seiner Predigt konzentrierte sich Kollar auf das diesjährige Leitwort der Wallfahrt: „Maria, Vorbild der Kirche“. In der Geschichte habe es viele bedeutsame Mutter-Sohn-Beziehungen gegeben, darunter beispielsweise diejenige von Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, von dem sie zur Augusta ernannt wurde. In der katholischen und orthodoxen Kirche wird sie als Heilige verehrt. Auch bei den Donauschwaben habe sie besondere Wertschätzung genossen.

Die Beziehung zwischen Jesus und seiner Mutter Maria sei jedoch die geschichtlich wirkmächtigste. Immer wieder würden die Evangelien das Göttliche und das Menschliche beider Naturen von Christus ins Spiel bringen, so etwa wenn der zwölfjährige Jesus – von seinen Eltern gesucht und im Tempel gefunden – ihnen sagt: „Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“

Die Mutter des Erlösers – ihrem Sohn liebend auch im Tod nahe – nehme im Kreis der Jünger und im Heilsplan von Anfang an eine ganz besondere Stellung ein. Kollar wies die Pilger auf das Ensemble des Altarbildes (siehe Titelfoto) hin, in dem die Gestalt Marias mit ihrem nach innen gekehrten Blick himmelwärts die zentrale Stellung einnimmt.

Ehrengast: Autorin Eva Filip   

Dr. Rainer Bendel, der die Wallfahrt organisiert hatte, lud am Ende des Gottesdienstes alle ein, in der Gaststätte auf dem Dreifaltigkeitsberg der Lesung beizuwohnen und begrüßte neben dem Ehrengast des Tages – Eva Filip –  auch den Vize-Vorsitzenden der Landsmannschaft der Donauschwaben, Jürgen Harich.

Die 1957 in Arad geborene und seit 1989 in Deutschland lebende Gymnasiallehrerin und Autorin Eva Filip (siehe Foto) hat mit ihrer 2018 im Berliner Klak-Verlag erschienenen Dokufiktion „Nicht schweigen“ einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Verbrechen des kommunistischen Regimes in Rumänien geleistet.

Vor dem Mittagessen las sie im voll besetzten Speisesaal ihre Erzählung „Die Quelle der Wahrheit“, für die ihr 2004 der erste Preis beim 25. Erzählerwettbewerb der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat verliehen worden war.

Auch in dieser vielschichtig konstruierten Geschichte spürt die an der Universität Temeswar ausgebildete Germanistin und Romanistin der kommunistischen Vergangenheit ihres Geburtslandes nach.

Als Reporterin bei einer deutschen Zeitung sucht die Protagonistin Elisabeth nicht nur nach einer sensationellen Story, sondern auch nach der eigenen Herkunft aus einem Dorf in der Banater Tiefebene, um „mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen, mit den Erinnerungen, die ihr Leben anhielten und es immer wieder aus dem Gleichgewicht brachten“.

Zu diesen quälenden Erinnerungen gehört auch ihre Liebe zu dem Autor Robert Silbereis, den sie bei ihrer Flucht aus den zunehmenden staatlichen Repressionen über die Donau auf immer verlor.

Auf ihrer Suche pilgert Elisabeth auch zu einer angeblich wunderkräftigen Quelle in einem verlorenen Karpatental, dem Tal der Zufriedenheit. Sie erweist sich als Quelle der Wahrheit. Dort begegnet sie einem Einsiedler, der nach lebenslänglicher Suche und Reisen um die Welt zu der Einsicht gelangt ist, dass allein im richtigen Beten die Antwort auf die Frage nach der Wahrheit liegt.

Am Ende rezitiert er in gebrochenem Deutsch Goethes Vers: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.“ – Elisabeth versteht seine Sprache und hört auf, mit ihrem Schicksal zu hadern.

War es nur Zufall oder war es Fügung, dass die Quelle der Wahrheit sowohl in Pfarrer Kollars Predigt wie auch in Eva Filips Erzählung im Mittelpunkt stand?  – Geplant war diese schöne Parallele jedenfalls von keiner Seite.

 

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