Verklärter Herbst
Gewaltig endet so das Jahr
mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter,
wie schön sich Bild an Bildchen reiht.
Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl (1887 – 1914),
österreichischer, frühexpressionistischer Dichter
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Georg Trakl wurde in Salzburg geboren und in der ev. Christuskirche direkt an der Salzach getauft und konfirmiert. In der ganzen Stadt wurden Tafeln mit Trakls Gedichten angebracht, die mit dem jeweiligen Gebäude zu tun haben. https://www.kulturvereinigung.com/de/Trakl/Gedichttafeln
An der Christuskirche hängt die Tafel mit „Ein Winterabend“
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
(Georg Trakl, 1913)
Guten Tag,
auch dieses Gedicht ist wunderbar, inhaltlich und sprachlich sehr ansprechend.
Gerne setze ich es gelegentlich ins CF.
Danke auch für die weiteren Hinweise.
Freundlichen Gruß!
Felizitas Küble
Mit diesem wunderbaren Gedicht sind ganze Generationen von Schülern „großgeworden“. Schön, es an dieser Stelle wieder einmal zu lesen.
Georg Trakl ist ein wahrer Meister von Herbstgedichten.
Noch gehaltvoller finde ich:
Der Herbst des Einsamen
Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
Ein reines Blau tritt aus verfallener Hülle;
Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.
Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
Im roten Wald verliert sich eine Herde.
Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
Es ruht des Landmanns ruhige Gebärde.
Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.
Bald nisten Sterne in des Müden Brauen;
In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden
Und Engel treten leise aus den blauen
Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,
Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.
Guten Tag,
ja, da haben Sie recht, dieses Gedicht ist noch eindrucksvoller.
Ich bringe es gerne demnächst ins CF.
Freundlichen Gruß!
Felizitas Küble